Freitag, 16. November 2018

Vollgas und Vollbremsung

Dienstag
Das Kneipentheater am Dienstagabend war
ergreifend, traurig, schaurig, beängstigend und zum Schluss doch hoffnungsfroh.
Kein Wunder,
lag dem Ganzen doch Borcherts "Nachts schlafen die Ratten doch" zugrunde.
Schulstoff, der mich damals, als Jugendliche, tief beeindruckt hat.
Das hellere, freundlichere Äquivalent dazu war in jener Zeit übrigens Brechts
"Legende von der Entstehung des Buches Taoteking...".
Außerdem habe ich dazumal zum ersten Mal von meinem Recht als Leser Gebrauch gemacht
und Droste-Hülshoffs "Judenbuche" einfach nicht zu Ende gelesen.
Der Text hat mich so sehr gelangweilt,
dass es mir weh tat.
Dabei erzählt die Judenbuche doch von Verrat, Mord und Totschlag.
Es war mir selbst ein Rätsel,
aber weiter zu lesen schlichtweg nicht möglich.
Auf dem Elternsprechtag
(Zu dem ich ab der 5. Klasse immer mit musste - meine Mom vertrat nämlich die Ansicht: "Was soll ICH mit den Leuten denn besprechen? Ich kenn' die doch gar nicht! DU gehst doch da zur Schule! Kannst dir ruhig selber anhören, dass du häufiger aufzeigen musst...")
meinte der Deutschlehrer, die Judenbuche sei wohl nicht mein Thema gewesen, denn die Klassenarbeit war "nur" Befriedigend.
Das Zitieren und Benennen von Textstellen wird einem echt erschwert,
wenn man den Text nicht kennt.
Das drückt so eine Schulnote runter.
Als Erwachsene fragt man sich, ob es nicht vielleicht einfacher gewesen wäre,
die paar Seiten (denn viele sind es ja wirklich nicht) zu lesen.
Ich sah in meiner Verweigerung jedoch eine lebenswichtige, längst überfällige Revolution.
Der Deutschlehrer betitelte sie nur mit: "Mut zur Lücke".
Da merkt man wieder: alles Ansichtssache.
Ich bin übrigens stur genug, die Judenbuche bis zum heutigen Tage,
nicht mehr in die Hand genommen zu haben.
Aber ich habe ja auch den Bahnwärter Thiel, Wilhelm Tell, zebrochenen Krug und
den ganzen anderen Kram kein zweites Mal gelesen
und kann damit ganz gut leben.
 Wo war ich?
Ach ja.
Das Kind war übrigens nicht mit in der Kneipe,
sondern allein Zuhaus und demnach auch noch nicht im Bett,
als wir um 21:30 Uhr zurück kamen.
Er war an den vorangegangenen Tagen bereits nur schwer ins Bett zu kriegen und
schlief auch tatsächlich erst gegen 23 Uhr ein.
Ist manchmal so,
sollte sich auch noch rächen.

Mittwoch
Vormittags viel grundlegendes Haushaltsgedöns, viel Wäsche, viel Staub.
Mittags mit dem Kind einen Kalender bis kurz vor den Weihnachtsferien auf ein Blatt gemalt
und alle Arbeiten und Tests eingetragen.
Beängstigend, dieser Überblick.
Dabei Mittagessen
und dann wurde das Kind von den Lateinvokabeln dahingerafft.
Er lag seltsam verdreht auf der Couch,
konnte die Augen nicht mehr offen halten und musste folglich
immer irgendwie herumzappeln, um nicht einzuschlafen.
Habe dem Leiden ein Ende gesetzt,
indem ich ihn zugedeckt, auf einem Kopfkissen geparkt und
"Schlaf! Ich gehe einkaufen und wecke dich, wenn ich wieder da bin." befohlen habe.
Mittwochabend war das Kind früh im Bett.

Ich hingegen nicht.
Ich war mit der Chefin bei einem Buchabend.
Diesmal waren wir nur Zuhörer und für die befreundete Buchhandlung war es das erste Mal.
Ein schöner Abend.
Unser Augenmerk lag nicht so sehr auf den vorgestellten Titeln,
sondern vielmehr darauf,
was man an der Vortragsweise verbessern könnte
und was wir für unsere Veranstaltungen daraus lernen.

Donnerstag

Da ich ja seit Dienstag die Krankenakte meiner Mom habe,
konnte ich für sie einen Termin bei ihren neuen Augenärzten machen.
Außerdem neue Bettwäsche und noch mehr Boxershorts für's Kind gekauft.
Backzutaten besorgt,
Badezimmer gründlicher als sonst geputzt (der Silikonfugenheini kam gestern jedoch nicht,
vielleicht also heute...)
Termine mit der Chefin abgesprochen,
Termine mit der Mutter abgesprochen,
Mittagessen gekocht,
eine Folge Chima geguckt,
das heute echt fleißige Kind bei den Hausaufgaben angefeuert,
Wäsche hin und her getragen,
Abendessen vorbereitet,
einen Autositz probegesessen,
zu Abend gegessen,
den ersten Plätzchenteig geknetet und bis auf Weiteres im Kühlschrank gebunkert,
versucht, noch etwas zu lesen,
dann doch ins Bett gegangen.

Heute
Seit 3:30 Uhr wach.
Einen Blogpost geschrieben,
nebenher Gedichte gelesen,
ausgefallene Plätzchenrezepte im Internet angeguckt
(reine Zeitverschwendung, ich mache immer dieselben Teige),
ein Müsli gegessen,
zu viel Kaffee getrunken
und die heutige To do Liste geschrieben.
Das Kind schreibt heute Deutsch,
der Gatte feiert Überstunden ab und wird die meiste Zeit des Tages in Autohäusern verbringen.
So wie es aussieht, werde ich gegen Mittag zusammenbrechen.
Wenn nicht schon früher.
Jetzt gerade könnte ich bestimmt wieder prima schlafen,
nur leider muss jemand das Kind wecken.
Watt'n Schataress, Baby.

Schönen Freitag, Euch!

;O)

Mari






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