Freitag, 20. November 2020

Quarantänchen Nr. 1

 Dienstag, 17.11.20

Das Kind will nicht zur Schule. Er klagt über schlimme Halsschmerzen und ist heiser. Aus eben diesen Gründen noch schlecht geschlafen, da fühlt man sich schon mal bescheiden. 

Im Sekretariat empfiehlt man mir, ihn 24 Stunden lang zu beobachten und sollten sich zu den Halsschmerzen keine weiteren Symptome gesellen, dürfe er wieder in die Schule kommen.

Das Fieber und die Kopfschmerzen setzten später am Tag ein.


Mittwoch, 18.11.2020

Der Gatte darf noch mal ins Büro, um sich Arbeit für die nächsten 2-10 Tage zu holen, ich habe Mittwochs meinen freien Tag, da bin ich schon mal fein raus.

 

Anruf im Sekretariat:

"Erklär, erzähl, erklär, ... und deshalb werde ich versuchen, an einen Test für ihn zu kommen."

"Melden Sie sich bitte, sobald Sie etwas Neues haben."


Anruf in der Kinderarztpraxis:

"Erklär, erzähl, erklär, ... und deshalb brauchen wir jetzt einen Test."

"Hatte er denn Kontakt mit positiv getesteten Personen?"

"Ein Schulkamerad ist in Quarantäne, weil die Mutter positiv getestet wurde..."

"Ich mach' Ihnen alles fertig."

Um kurz vor zwölf stehe ich vor der Praxis und nehme die Überweisung für's Testzentrum in der Stadtmitte entgegen. Die brauchen einen ganzen Tag Vorlaufzeit, wir sind also für morgen angemeldet. Irgendwann zwischen keine Ahnung und 16 Uhr. Wie Handwerker.

 

Anruf im Sekretariat:

"Erklär, erzähl, erklär, ..."

Notier, notier, notier, ...

"Melden Sie sich bitte, sobald ..."


Stöhn, seufz, stöhn,

tiger rum, tiger rum, tiger rum.

Mein Bauchgefühl sendet mir eindeutig zweideutige Signale.

Einerseits bin ich mir beinahe sicher, dass das Kind seine pupsnormale Halsschmerzzeit hat.

Fieber kriegt der ja schon,

sobald ein Virus winkend an ihm vorbeifliegt.

Andererseits fühle ich mich geradezu gehetzt.

Ich müsste doch irgendwas tun!

Was soll ich denn jetzt machen?

Abwarten?

Schon wieder?

Meh.

Meine Chefin wünscht mir alles Gute und erklärt mir im übertragenen Sinne,

 ich solle bleiben, wo der Pfeffer wächst.

 

 

Donnerstag, 19.11.2020


Der Gatte werkelt im Homeoffice,

das Kind und ich schlafen aus.

Das Fieber ist weg.

Wir frühstücken gut und ziehen uns warm an.

Kurz nach elf sind wir am Theater am Marientor. 

Zuletzt haben wir da die Neubauten gehört und gesehen, jetzt beherbergt es das Testzentrum.

Am Parkscheinautomaten löse ich ein Ticket für 3 Stunden,

vorsichtshalber ...

Ich habe diese Bilder endloser Warteschlangen vor Augen,

wer weiß, wie lange wir da rumstehen müssen...

Und dann war da einfach nix los.

Nix, nada, niente.

Nach weniger als 15 Minuten ist das Kind getestet

und wir sitzen wieder im Auto.

 Zuhause kriechen wir beide erstmal wieder in die (eigenen) Betten,

Verdrängungsschläfchen,

lesen,

abwarten.

Wegen dieser ganzen Schlaferei komme ich abends nicht ins Bett.



Freitag, 20.11.2020

Der Gatte geht wieder als erster an seine Arbeit am Schreibtisch,

dann krieche ich und erst viel später das Kind aus dem Bett.

Dem geht es schon viel besser.

Ich putze, wasche, krame ein bisschen herum,

koche Mittagessen, esse mit dem Gatten (Kind hat keinen Hunger, zu spät gefrühstückt.),

lasse mich vom Tanklastwagen, der sich direkt unter's Fenster stellt, um Heizöl zu liefern,

aus dem Schlaflesezimmer vertreiben und irgendwann,

obwohl die "mindestens 36 Stunden", die man auf das Testergebnis zu warten hat,

noch lange nicht um sind,

logge ich mich in die Webauskunft des Labors ein.

 


 Schnell alle benachrichtigen, die sich sorgen und

wir feiern das mit einem Spaziergang durch die Gemeinde.

Schön langsam, das Kind ist wirklich noch nicht fit.

Das Wissen, dass wir die Wohnung wieder verlassen dürfen,

ist ungemein beruhigend.

 So beruhigend, dass wir es nun gut Zuhause aushalten.


Ich schätze, das wird nicht unsere letzte Quarantäne bleiben.

Solange das Kind und ich täglich an dieser Großveranstaltung Namens Schule teilnehmen

und der Gatte ins (wenn auch durch Homeoffice personell ausgedünnte, aber trotzdem) Großraumbüro muss,

wird es immer jemanden geben, der einen kennt, den es erwischt hat

und sollten wir denen wieder zu nahe gekommen sein...

 

Ich gehe am Montag auf jeden Fall wieder zur Arbeit,

der Gatte bleibt im Homeoffice, weil ... darum

und ob das Kind wieder zur Schule geht, wird sich zeigen.

 

Für's Erste sind wir mit dem Schrecken davongekommen.



Bleibt gesund und schöne Zeit!


;O)


Mari




Hinter'm Schrebergarten

 

 


 


 





Schöne Zeit!


;O)


Mari


Donnerstag, 12. November 2020

12 von 12 im November 2020

 Tach, Zusammen.

Caro, von Draußen nur Kännchen,

-> hier klicken und gucken 

sammelt an jedem 12. des Monats 

12 Tagebuchfotos.

  Dann woll'n wa mal....

 

1. Kaffee an Aquarell

Ich bin seit fünf Uhr auf und dachte, ich hätte eine ganze Stunde Zeit, zu malen.

Dabei habe ich nicht berücksichtigt, dass die Motivsuche immer die schwierigste Kiste ist.

Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich mir auf Pinterest ein Käsekuchenrezept 

und eine Bastelaktion für die Kinder im Ganztag gemerkt.  

Um überhaupt noch etwas malen zu können,

beginne ich ein kleines Bildchen mit Wassertropfen 

und räume um kurz nach sechs die

feuchten Farben wieder in ihre Schublade. 

Hmpf.



2. Ich unterschreibe einen Latein-Vokabeltest.

"Ich weiß echt nicht, was da los war. Blackout, oder so...",

sagt das Kind.

Das Mysterium dieser Geschichte ist,

dass er nur einen Tag nach diesem Test,

in der Lateinarbeit eine zwei schrieb.

Da hatte einer seiner Lehrer,

mit dem ich letzte Woche aufgrund des Elternsprechtags telefoniert habe, wohl Recht,

als er die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten eines pubertierenden Gehirns beschrieb.

Manchmal geht da einfach nix.

Und man weiß nie, wann und warum.

So sind wir also alle erleichtert, dass es den Test und nicht die Arbeit erwischt hat.

*Schulterzuck*



3. Fühlt sich ein bisschen nach Heimarbeit an:

Lämpchen (statt Kugelschreiber) zusammenschrauben.

 


 

 4. Bettwäsche wechseln, Waschmaschine anschmeißen.



5. Neues Terrain erkunden.

Ich traue mich auf den Trockenboden des Hauses, fege durch und spanne neue Wäscheleinen.

Bis vor ein paar Monaten hatten wir einen seltsamen Nachbarn. 

Der junge Mann war krank, litt unter irgendeiner Art Verfolgungswahn und/oder Schizophrenie

und hatte die nervende Angewohnheit,

fremdes Eigentum zu beschädigen oder zu beschmutzen.

Da wollte niemand auf dem Speicher Wäsche aufhängen.

Zuerst zogen seine Eltern aus,

darauf folgten die neuen Nachbarn (aus Angst vor ihm),

dann er selbst

und nun sogar seine Schwester.

Er ward lang nicht mehr gesehen und jetzt versuche ich mal mein Glück.



6. Bis hierher gebloggt und dann das große Fenster von innen geputzt.

Erfolgreich dem Drang widerstanden,

schreiend im Kreis zu rennen,

als ich vor lauter Kram um mich herum nicht mehr gefahrlos auftreten konnte.

Stattdessen zur Beruhigung xmal bis drei gezählt,

die alte Yucca abgestaubt und die elektrischen Kerzen in den Blumen verteilt.



7. Eine offene Naht geschlossen.



8. Es gibt Gammelobst zum vergessenen Frühstück.



9. Duschen, anziehen, Tasche packen, Wäsche nach oben,

Müll nach unten bringen und um 12 Uhr bin ich auf bei der Arbeit.

Ich gucke den großen Jungs beim Hühnerball zu...



10.  ... und mache mit den Kindern Hausaufgaben.


"Komisch... seit ich das Bein gebrochen habe, ist meine Mama viel netter zu mir."

:D

Seid gewarnt, liebe Eltern,

die lieben Kleinen quatschen alles aus!

 

 

11.  Feierabend.

Käffchen, Keks und Buch im Lesesessel.

Beim Kind fiel mal wieder die Nachmittagsstunde aus,

doch er hat sich trotzdem in der Kantine versorgt.

Kluges Kind.

Ich wechsle für ein halbes Stündchen aufs Sofa,

während das Kind in seinem Zimmer Mathe übt. 

Morgen wird die Arbeit geschrieben.

 



12. Nach dem Abendessen: 

Abendspaziergang mit Kind.

Wir sind eine ganze Stunde lang unterwegs,

das Kind neben mir führt einen Monolog über Freunde, Schule und Spiele

und ich habe endlich mal nichts anderes nebenher zu tun,

kann einfach zuhören.


 

Hier kehrt nun Ruhe ein,

gute Nacht, Allerseits.


 

 Liebe Caro,

vielen Dank für's Sammeln.



Schöne Zeit!


;O)


Mari



Montag, 9. November 2020

Alles relativ

Kind: "Von der Schulzeit eines Tages gehen gefühlt fünfzig Prozent nur für die erste Stunde drauf." Schöne Zeit! ;O) Mari

Sonntag, 8. November 2020

Typischer Novembertag

Tach, Zusammen. Bei der Überschrift denkt man vielleicht an Dunkelheit, Nebel, Kerzenschein und Nieselregen, doch so ist unser November nicht mehr. Ok, der Nebel am Morgen bleibt uns zumindest hier am nahen Niederrhein erhalten, doch die Tage sind in erster Linie sonnig und klar. So sonnig, dass ich gestern im T-Shirt im Gartenstuhl saß. Die ersten Frühlingsboten stehen in den Startlöchern, Borretsch und Primeln blühen wieder und die Sommerblumen halten einfach noch durch. Im letzten Jahr haben Löwenmäulchen und Wicken den milden Winter überlebt, in diesem Jahr beschert mir der Klimawandel Schmuckkörbchen, die jetzt, Anfang November, in voller Blüte stehen, während sie den ganzen Sommer lang wuchsen. Und wuchsen. Es war gar kein Ende abzusehen. Während unseres zweiwöchigen Herbsturlaubs überwucherten sie alle anderen Pflanzen im Beet, meine Rosen, Dahlien, Lupinen sind unauffindbar und nun umschwirren Bienen die feinfiedrige, grünrosa Wand und es duftet nach Sommer. Verrückte Welt.
Schöne Zeit! ;O) Mari

Dienstag, 3. November 2020

Teamwork

Die vergangene Woche zog sich wie Kaugummi. Das lag vermutlich daran, dass jeder einzelne Tag neu überdacht werden musste, nichts lief alltäglich ab. Ist der Gatte im Büro oder Zuhause? Arbeitet er Zuhause oder hat er frei und somit Zeit, etwas im Haushalt zu übernehmen? Wer fährt das Kind zur Schule, wer holt es ab und wann überhaupt? Stundenausfall oder nicht? Wer bin ich und was mach ich hier? Arbeite ich die Schicht der krankgeschriebenen Kollegin oder meine eigene? Und was sollen so Aussagen wie:
 "Jeder hat seine eigene Art, mit Trauer umzugehen aber wenn ich ehrlich bin, habe ich erwartet, dass sie nach einer Woche wieder da ist. Das Leben geht weiter und wir brauchen sie hier. Da stürzt man sich in die Arbeit, das lenkt einen ab.". 
Hut ab. Immer wieder schön, mit Fachpersonal zusammen zu arbeiten. Warum haben ihr Arzt und ihr Therapeut in der Trauerbewältigung bloß noch nicht von dieser bahnbrechenden Idee gehört? Diese Stümper. 
Ich erahne schon die gutgemeinten Ratschläge und Schulterklopfer, die sie von ihren fürsorglichen Kolleginnen bekommen wird. Wenn sie wieder da ist. Falls sie überhaupt wiederkommt. In der folgenden Woche fehlt sie noch und ich werde viele Gelegenheiten haben, wild um mich zu beißen. Herrgottnochmal.. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich? 


Schöne Zeit!

;O)

Mari