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Sonntag, 4. November 2018

Mathdrenalin

Mari: "Gleich kommt der Besuch, guck' bitte nach,
ob du alle Hausaufgaben gemacht hast."
Kind: "Ich weiß nur von Physik..."
Mari: "Guck nach!"
Kind: "Orrrr" *augenverdreh*
Fängt mich als nächstes in der Diele ab.
"Oh Mann! Ich muss noch Mathe machen
und hab das nicht verstanden!"
Mari: "Na super. Was ist das denn?"
Kind: "Ja... *zungenschnalz* orrr...
Will ich Dir doch gerade zeigen!!!!"
Stampft wie Rumpelstilzchen auf,
würgt sein Aufgabenheft,
stürmt ins Zimmer.
Da hab ich schon das erste Mal überlegt,
ob ich nicht besser einfach die entgegengesetzte Richtung einschlage.
Bin ihm aber doch gefolgt.
Tornister und Bücher liegen auf dem Bett.
Er schlägt das Mathebuch auf,
drückt es ins Bettzeug,
als wollte er es drin ersticken.
Liest mit Zornesfalte auf der Stirn die Aufgabe.
Kind:"Orrrrrahhh!!! Wie soll man DAS denn machen???"
Schmeißt sich ins Bettzeug,
drückt sein Gesicht in die Bettdecke und schnauft
wie ein feuerspeiender Drache.
Das interessiert mich jetzt aber doch.
Mari:"Welche Aufgabe?"
Kind:"*stöhnaugenroll* Orrrrr.... DIE DA! A,b und c!"
Schmeißt sich wieder kopfüber in die Federn.
Ist schon ganz rot im Gesicht.
Ich lese die Aufgabe laut vor,
vor allem, um sein Wutschnauben zu übertönen.
Jemand will eine Sirupschorle richtig mischen.
Aus einer Flasche Sirup kriegt man 8 Flaschen Schorle...
Das Verhältnis wird erfragt.
Kind: "Woher soll ich das wissen???
Da steht ja nicht mal, wie viel in der Flasche ist!!!"
Kickt nun zusätzlich mit den Füßen
und es wirkt, als hätte er sich im Bettzeug verbissen.
Mal ehrlich:
wie will man so jemanden einen klaren Mathegedanken nahe bringen?
Ich lege das Buch beiseite und gehe.
Warum soll ich mir hier den Tag versauen lassen?
Ich gehe mal Sahne schlagen.
Es gibt Kuchen,
Cousinchen kommt gleich,
wir möchten Siedler spielen.
Das heißt: vor allem das Kind möchte das.
Er hat sich das vom Geburtstagsgeld gekauft.
Die Kinderzimmertüre bleibt offen stehen.
Kind schmeißt den Computer an.
Mari:"Gehört das zu deinen Hausaufgaben?"
Kind motzt beleidigt, sprüht aber kein Gift mehr:
" Ja! Und weil du mir nicht hilfst,
kann ich ja nur noch Physik machen!"
Mari:"Sag Bescheid, wenn du fertig bist."
Kind:*knurrrrrgrummel*
Letztendlich haben wir die Aufgaben unter Zuhilfenahme von Brettspielsteinen
zu dritt gelöst.
War nämlich tatsächlich nicht ganz einfach.
Der Gatte und ich konnten noch Beispiele aus dem
Scheibenwischwasser- und Gelierzuckerbereich aus dem Ärmel ziehen.
Nun ist's hoffentlich klar
und ich bin sehr stolz auf mich,
dass ich mich nicht von diesem pubertierenden Wut
hab anstecken lassen.
War knapp.

Schöne Zeit!

;0)

Mari

Donnerstag, 6. September 2018

Trotz und Trotzdem

Alles deutete gestern auf einen Herbsttag hin.
Das Licht, die feuchte Luft, das Laub,
das beim Unwettergewitterschauer am Dienstag von den Zweigen gerissen wurde.
Nur die Temperatur wollte nicht passen.
War das warm!
Als ich auf dem Friedhof in der feuchten Erde wühlte,
kam es mir vor,
als würde die aufsteigende Feuchtigkeit an mir kondensieren.
In kürzester Zeit stand ich im eigenen Saft.
Meine Pflanzaktion wurde von der ansässigen Friedhofskatze
mit großem Interesse verfolgt.
Verständlich.
Die gehört zur Friedhofsgärtnerei umme Ecke.
Fachfrau, sozusagen.

Zuhause kämpft das Kind mit seinen Gefühlen.
Er weiß nicht,
woher die Aggression stammt,
die mitunter völlig unvorbereitet in ihm hochkocht.
Jede Anforderung von Außen kann dann als
Einschränkung, Bevormundung, Überforderung oder Beschneidung
persönlicher Freiheit und Rechte gewertet werden.
Und wenn man einmal so drauf ist,
sind Menschen mit guter Laune
schier unerträglich.

Gestern wieder das Ruder-Drama.
"Es wird Zeit. Du musst dich umziehen."
"Nö."
Diesmal nicht lange diskutiert,
sondern sofort in den Kommandoton
eines Drill-Instructors gewechselt.
"Herr Mariönkes!
Du stehst auf und ziehst dich um!
Jetzt!
Sofort!
Kein Aber!"
Kind schlurft ins Bad und macht sich fertig.
Ich fahre ihn in den Hafen.
Unterwegs kommen ihm beinahe die Tränen und er erzählt drauflos.
Wenn Sport auf dem Nachmittagsprogramm steht,
hat er automatisch das Gefühl,
nicht genügend Zeit "für sich" zu haben.
Der Kopf weiß, dass sein Sport auch seine Freizeit ist,
doch der innere Schweinehund
empört sich an der festgelegten Uhrzeit.
Am liebsten würde er rudern gehen,
wenn er Lust dazu hat.
Eigentlich hat er ja auch Lust zu rudern aber ...
nicht jetzt!
Nicht, wenn alle anderen wollen,
dass er rudern soll.
Der Kopf weiß auch,
dass niemand ihn zum Rudern zwingt.
Dass er sich nunmal leider noch an Trainingszeiten halten muss.
Er rudert gern.
Ist gern mit den Leuten dort zusammen.
Der Kopf weiß,
dass nichts dagegen spricht,
sich auf das Training zu freuen
aber im Moment kann er das nicht.
Es macht ihm Spaß, wenn er da ist
und ist nachträglich begeistert,
doch gegen den Schweinehund vor dem nächsten Training
kann keine Vorfreude anstinken.
Armer Kerl.

Was ich da sehe?
Ich sehe einen jungen Menschen,
der sein Verhalten und seine Gefühle  reflektiert.
Einen Menschen!
Menschen machen Fehler.
Ständig.
Vor allem dann,
wenn sie emotional unter Druck stehen.
Wer dann in der Lage ist, zu reflektieren,
kann vielleicht irgendwann auch aus seinen Fehlern lernen.
Außerdem sehe ich ein Kind,
dass (noch?) zu gut erzogen ist,
seine Wut einfach herauszuschimpfen.
Toller Typ.
Der macht das schon.

Schöne Zeit!

;0)

Mari