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Sonntag, 13. September 2020

War was?

 Tach, Zusammen.


Ob was war?

Aber Hallo.

Die vergangenen Wochen waren im Großen und Ganzen...

doof.

Anstrengend, besorgniserregend, ... doof.

Sie begannen mit einem Notruf für Schwiegervattern, der eine Einweisung ins Krankenhaus und einen Herzschrittmacher zur Folge hatte. Wirklich anstrengend war in diesem Fall jedoch eher, Schwiegermuttern durch ihren Alltag zu bugsieren, die die Coronaregeln im Krankenhaus weder verstand, noch behielt. Voranmelden, doppelseitigen Fragebogen ausfüllen, pünktlich einchecken und zwar allein, als einziger Besucher, Nümmerchen bekommen, gut aufbewahren und wieder abgeben müssen und das alles für 30 Minuten Besuchszeit. Ich durfte sie bis zum Aufzug bringen und dort auch wieder abholen, immer in Handykontakt mit Schwiegervattern, denn wir hätten sie in dem riesigen Krankenhaus sonst verloren. Mit Schwiegervatterns Entlassung verschwand auch die größte Sommerhitze und nachdem wir uns ein Wochenende lang quasi von frischem Pflaumenkuchen ernährt hatten, fiel mir auf, dass sein letzter Krankenhausaufenthalt genau ein Jahr zurück lag. Rettungsdienst und Pflaumenkuchen. Ich könnte mir schönere Assoziationen vorstellen.

Die Arbeit ist anstrengend. Ja klar. Ist ja auch Arbeit, ne? Fuck.

 Aber die Kinder sind zufrieden. Während in Notbetreuungszeiten alle möglichst schnell nach Hause wollten, hört man nun immer wieder: "Noch nicht! Lass mich noch ein bisschen hier bleiben!". Trotz Maske, trotz getrennter Jahrgänge. Das tut gut. Sobald aber ein Rädchen im ausgefeilten Arbeitsplan klemmt, kommt alles zum Erliegen. Neulich ist den Kindern im ersten Essen ein kleiner Eimer mit Putzwasser umgekippt. Der musste natürlich aufgewischt werden, das dauerte ein paar Minuten länger als geplant und schon war an allen anderen Stellen im Haus Holland in Not. Vor Corona hätten alle einfach auf dem vorderen Schulhof gewartet, bis die Kollegin mit Tischdienst grünes Licht für's zweite Essen gab. Nun scheuchte eine Kollegin alle Kinder, die schon mit dem Essen fertig waren, auf den vorderen Schulhof, ich fing auf dem hinteren Schulhof Kinder ab, die gerade aus dem Unterricht kamen, dritte und vierte Klasse getrennt, versteht sich und die vierte Kollegin schickte die Kinder auf den Weg, die um 13:15 Uhr nach Hause gehen. Endlich im Essen, fehlten noch Kinder. Die fand ich allein in den Räumen der vierten Klasse. Die Lehrerin, die im Büro mit ihnen Hausaufgaben gemacht hatte, hatte sie Spielen geschickt. Das ist vergleichbar mit dem Warten an der roten Ampel. Bis alle wieder angefahren sind... Eigentlich bräuchten wir so einen Knopf im Ohr, leuchtende Warnwesten und Kellen, wie die Bodenlotsen auf den Flughäfen. Am besten noch eine vor die Maske geschraubte Flüstertüte, damit einen endlich wieder jemand hört, wenn man über den Schulhof brüllen muss, um Blickkontakt einzufordern. 

Das Schlimmste der letzten Wochen war jedoch, dass der Schulstart des eigenen Kindes nicht schön war.

Das Kind hat einen neuen Lateinlehrer. Das war abzusehen, nach zwei Jahren geben die Lehrer an dieser Schule ihre Klassen spätestens wieder ab. Ebenfalls abzusehen war, dass es jeder Nachfolger schwer haben würde, denn der junge Mann hatte die Messlatte sehr hoch gehängt. Der Lateinunterricht machte den Kindern Spaß. Der derzeitige Lehrer ist der ehemalige Lehrer des ehemaligen Lateinlehrers. In den ersten beiden Stunden machte es noch großen Eindruck auf das Kind, quasi vom Meister persönlich zu lernen und dann beschlich ihn das Gefühl: "Ich glaub', der kann mich nicht leiden.". Weiter ging es mit: "Der nimmt mich eigentlich immer nur dann dran, wenn ich mich nicht melde." und es folgte: "Wenn der mich einmal aufgerufen hat und ich weiß die Antwort nicht, lässt der mich die ganze Stunde nicht mehr in Ruhe.". Plötzlich hatte das Kind also Angst vor einem Lehrer und wollte nicht mehr in dessen Unterricht. Was auch immer der Mann durch sein Verhalten bezwecken wollte, der Schuss ging nach hinten los, denn anstatt sich besser auf den Unterricht vorzubereiten, mied das Kind den Umgang mit den nun verhassten Büchern und jeden Gedanken an den für ihn unberechenbaren Lehrer. "Ich weiß sowieso nicht, was der von mir will, denn ich komme ja nur dran, wenn ich die Antwort nicht kenne. Ich würde dann auch mal gerne von jemandem eine richtige Antwort hören. Da hilft es mir auch nicht, wenn die anderen hinterher sagen: "Aaaaaalter, der hatte dich aber wieder in der Mobbingzange..."." Ab diesem Zeitpunkt hasste ich ihn auch und wäre liebend gern in der Schule aufgelaufen, um ihn zu würgen. Dafür bin ich aber zu gut erzogen. Auch der Vorschlag, ihn nach der Schule zu verkloppen, wurde vom Kind dankend abgelehnt. Es ist uncool, wenn Mutti sich einmischt. So konnte das aber nicht weitergehen und deshalb organisierte ich dem Kind einen Termin bei seinem Vertrauenslehrer, der zufällig auch sein Klassenlehrer ist. Von seinen Klassenkameraden kam nur: "Aaaaalter, ich würd' das nicht machen." und auf die Frage, ob ihn jemand zum Gespräch mit dem Vertrauenslehrer begleiten würde, gab es keine verlässliche Antwort. Alle hatten die Hosen voll und jeder, der jetzt denkt: "Warum spricht er denn nicht einfach mit dem Lehrer?", der gehe mal in sich und frage sich, wann er einer solch mächtigen Person in seinem Leben, zuletzt die Meinung gegeigt hat. Zum Vertrauenslehrer ging das Kind also allein, obwohl ich hatte anklingen lassen, dass vielleicht Verstärkung dabei sein würde. Im Nachhinein vielleicht ganz gut, denn dass sich andere nicht trauen, sagt ja auch was aus und das Kind wurde auf Anhieb ernst genommen. Der Vertrauenslehrer erwischte den Lateinlehrer noch am selben Tag im Lehrerzimmer, sprach mit ihm und schlug einen Termin für ein gemeinsames Gespräch vor. Dazwischen lagen vier Lateinstunden, die für das Kind erträglich verliefen. "Ich bin mal dran gekommen, als ich mich gemeldet habe und auch einmal, als nicht. Aber jetzt kommen auch mal andere dran, die sich nicht melden. Nicht immer nur ich. " Geteiltes Leid... Und zu der Stunde kurz vor dem Gespräch: "Ich konnte mich voll oft melden. Ich hatte die Hausaufgabe falsch übersetzt aber dann in der Schule richtig verstanden. Man musste eben auch da auf die Fälle achten. Der Test? Zwei. Der Herr NamedesLateinlehrers hat uns eine Liste mit Vokabeln gegeben, die wir unbedingt für die Arbeit können müssen und außerdem....laberlaberlaber." Im Gespräch meinte der Lehrer, er hätte das Kind dran genommen, weil er sich zu selten meldete und durch sein Nachbohren wollte er sicher stellen, ob der Stoff verstanden wurde oder nicht. Gut zu wissen, fand das Kind. "Heute hat er sich übrigens ein Mädchen vorgeknöpft. Aber die war lange krank und nächste Woche schreiben wir ja die Arbeit. Die muss noch einiges aufholen." Aha. Und ob dieser kleinen Hintergrundinformation hat dieses Mädchen jetzt vielleicht Schiss vor der anstehenden Arbeit aber nicht zwingend vor ihrem Lehrer.

Ich bin stolz auf das Kind. Von dem Mut und dem Charakter, den er bewiesen hat, können sich Andere eine Scheibe von abschneiden. Und ich bin stolz auf mich, weil ich mir auf die Zunge gebissen und nicht gegen diesen Lehrer gehetzt habe. Schließlich müssen die beiden mindestens zwie Jahre miteinander auskommen. Dabei hat mir der Gedanke an seine Lateinstunden täglich den Magen umgedreht und in meiner Vorstellung sieht der Mann immer noch aus, wie die männliche Form meines alten Lateindrachens. Aber jetzt ist erstmal Ruhe eingekehrt.

 Ich gehe gleich wählen. Den Job im Wahllokal bin ich vorerst los. Ich wollte meinen Schriftführerkram ja an einen jungen Mann abtreten, der in den letzten Jahren immer mein Stellvertreter war. Aus mir unerklärlichen Gründen war das nicht möglich. Wer da jetzt Schriftführer ist, weiß ich nicht, als Beisitzer wollten sie mich auf jeden Fall nicht haben und haben mich meines Ehrenamtes enthoben. Herzlichen Dank auch. Naja. Hab ich heute also frei. Kann ich gut mit umgehen.



Schöne Zeit!


;O)


Mari




Freitag, 30. August 2019

29.08.2019

Tach, Zusammen.

Ehrlich gesagt: wie ein Tag ohne Termine,
fühlte sich der gestrige nicht an.
Am Vortag hatte Schwiegervattern seine Chance genutzt
und war Nachmittags nach Hause gefahren.
Sein Nachbar hatte Schwiegermuttern kutschiert,
das passte wohl gerade gut
und er hängte sich auf deren Heimweg einfach mit ran.
Nun hatte der Arzt ihm aber gesagt,
dass seine Papiere erst am Morgen drauf fertig würden.
 "Der hat gesagt, die könne ich morgen, so ab 9 abholen.
Na, dachte ich, frag mal lieber bei den Schwestern nach.
Die meinten dann, um sicher zu gehen, sollte ich lieber um zehn kommen."
Er wollte gestern morgen also mit dem Auto zum Krankenhaus,
dann einkaufen, 
sein Rezept beim Hausarzt abholen
und so weiter.
Das hatte er sich Mittwochabend alles so zurechtgelegt,
als wir uns darauf einigen konnten,
dass er erstmal ausschlafen sollte.
 
Gestern Morgen rief er um neun bei mir an
und war entsetzt bis beleidigt,
dass es ihm noch längst nicht so gut ging,
wie erwünscht.
 Und dann sorgte er sich meinetwegen.
Ich hatte ja nun schon wieder kein Auto.
Und wie sollte ich denn nun hier hin und dort hin kommen.
Ich versicherte ihm,
dass ich nicht vorhatte, hier oder dort hinzugehen.
Sobald ich nämlich im Krankenhaus seine Papiere abholen wollte,
würden die mich nach einer unterschriebenen Vollmacht fragen.
"Ach du Scheiße!"
"Lass mich doch erstmal mit den Leuten telefonieren. 
Es werden doch täglich Menschen aus Krankenhäusern entlassen.
Kann doch nicht so schwer sein."
Das Telefonat mit dem Krankenhaus
zog sich etwas in die Länge,
da die nette Frau an der Info mich nicht durchstellen konnte.
"Irgendwas stimmt hier nicht...".
Kenn' ich, das Gefühl.
Ich landete immer wieder bei ihr.
Durchwahl brachte auch nur:
"Die Verbindung kann zu Zeit nicht hergestellt werden...".
Beharrlichkeit führte irgendwann zum Ziel.
Dann:
"Die Papiere liegen hier, der Arzt muss die noch freigeben,
dann faxe ich die an die Hausarztpraxis."
Da.
Geht doch.
Beim Hausarzt angerufen und mit meiner Lieblingssprechstundenhilfe palavert:
"Wenn die das heute Vormittag faxen,
haben die Ärzte das heute Nachmittag in ihren Mappen.
Also bis heute Nachmittag die Füße stillhalten, bitte, Frau Mariönkes."
Okayyyyyy...
Das klingt einfacher, als es ist 
und nach erklärenden Telefonaten mit Schwiegervattern,
einem Anruf bei meiner Mom und meiner Cousine,
war der Vormittag beinahe rum.
Immerhin habe ich eine Menge Wäsche gewaschen
und etwas Bürokram sortiert.
Zum Mittagessen Zwetschgen geerntet
und dicke Pfannkuchen draus gebacken.

 Kind kommt müde aber zufrieden, aus der Schule.
Er erzählt mir Horrorgeschichten von seiner neuen Deutschlehrerin.
"Wenn man eine Arbeit nicht mit schreibt, weil man krank ist,
dann muss man bis Januar warten
und schreibt dann IRGENDEINE Arbeit nach,
zu IRGENDEINEM Thema, das man vorher nicht gesagt bekommt."
Als wäre es nicht schlimm genug, dass man krank war und nachschreiben muss!
 Mama, ich schwör'.
Ich geh' da hin...
...und wenn ich der auf die Arbeit kotze!"

 Egal, ob das nun wahr, hohl gedroht
oder schlicht falsch verstanden worden ist,
da hat sich jemand, in seiner ersten Unterrichtsstunde, 
so richtig unbeliebt gemacht.
Aus eigener Schulerfahrung muss ich sagen,
dass sich später meist die Lehrer als "Problem" entpuppten,
die zu Beginn des Schuljahres "gut Freund" spielten.
Schüler und Lehrer sind in der Schule nämlich keine Freunde.
Sie sind Schüler und Lehrer.
Da hat einer das Sagen und wenn es gut läuft,
tun der Anderen, was verlangt wird.
Während meiner Erzieherausbildung, wurde laaaang und breiiiit 
darüber diskutiert, wie sich echte Autorität,
von einem autoritärem Erziehungsstil, abheben sollte.
Im Nachhinein betrachtet:
in einer Klasse angehender Berufsanfänger,
ein eher theoretisches Unterfangen.
Echte Autoritäten waren da noch nicht bei.
In diesem speziellen Fall,
saß leider auch keine am Lehrerpult.
 Ich kannte aber beide Lehrertypen.
 Einer meiner Deutsch- und zwischendurch auch immer mal wieder Relilehrer,
gehörte zu den echten Autoritäten meines Lebens 
und ich lasse bis heute nichts auf ihn kommen.
Nach den ersten Stunden hieß es unter uns Schülern:
"Boah, ist der streng!",
mehr konnte man ihm nicht nachsagen,
denn was er einforderte, waren Regeln,
die eigentlich für jede Unterrichtsstunde gelten sollten.
Doch, doch, die kennt man auch als Schüler.
Unsere Lateinlehrerin war das genaue Gegenteil,
obwohl meine Mutter sie auch heute noch als "streng" bezeichnet.
 Das aber wohl nur, weil sie selbst Angst vor ihr hatte.
Meine Lateinlehrerin war ein sadistischer Feldwebel.
Sie hatte gelernt, mit Verlusten innerhalb ihres Trupps umzugehen.
Man ließ Verletzte zurück.
"Aber sie war die einzige Lehrerin, die bemerkt hatte,
dass du schon seit Wochen einen Gipsfuß hattest!",
führt meine Mom gern zu ihrer Verteidigung an.
Klar.
Ich musste ja auch vor jeder Stunde Strafarbeiten vorzeigen.
Da saß sie an ihrem Pult
und alle, denen sie in der vorherigen Stunde ein "DOPPELT!!!"
zugebrüllt hatte,
stellten sich artig in einer Reihe auf
und legten ihr ihre zwei mal abgeschriebenen Strafarbeiten vor.
Da fällt ein Gips am Schülerfuß auf.
Wenn ich mal nicht vorne in der Reihe stand,
dann nur, 
weil ich die Stunde zuvor geschwänzt hatte.
Dann hegte sie sofort Verdacht, nahm mich dran, ich wusste die Antwort nicht,
DOPPELT!!!
 Zack, war das auch erledigt.
Ich wusste oft gar nicht, was ich da so doppelt machen sollte,
es war aber auch egal.
Die Erniedrigung traf immer punktgenau
und es gab in der neunten Klasse noch Schüler,
die weinend vor der Lateinstunde zusammengebrochen sind.
Da lief das zwischen ihr und mir längst ganz anders.
Der Drache kam rein.
Erstmal Strafarbeiten zeigen.
Alle saßen wieder, ich zeigte sofort auf und gestand laut und deutlich:
"Ich hab die Hausaufgaben nicht, hab ich nicht verstanden.".
"DOPPELT!!!"
Drehte mich zur Klasse rum und fragte laut:
"Kann mir jemand nach der Stunde die Hausaufgaben geben?
Ich hab die nicht verstanden."
Es kam immer nur verängstigtes Schweigen,
letztendlich habe ich bei der Besprechung der Aufgaben mitgeschrieben
und keine einziges Wort selbst übersetzt.
Wie komme ich eigentlich schon wieder auf diese blöde Kuh?
Trauma?
 Ach ja.
Die neue Deutschlehrerin des Kindes.
Warten wir mal ab, nichtwahr?
Fest steht, dass ihr der Start ins Schuljahr nicht sonderlich geglückt ist.
Die Kinder haben ihr schon den Namen "Frau Z(ett)sozial" gegeben.
Sie meinen, Asozial wäre zu harmlos...
 Ich kann Euch nur versichern:
sollte mein Kind irgendwann mal an einen Lehrer, wie meinen Lateindrachen geraten,
den mach ich fertig.
Ich hab' 'nen großen Bruder 
und kann Mikado.
Genug jetzt.

Des Weiteren habe ich am Nachmittag Schwiegervattern 
seine Pillen besorgt, während der Gatte nach Feierabend
Wasserkästen für ihn anschleppte
und Schwiegermuttern beim Bäcker und Metzger war.
Der soll sich mal zurücklehnen und
den Ball flach halten,
der kleine Kontrollfreak.
 
Spitzkohleintopf gekocht,
Füße hoch,
vor zehn im Bett.


Schöne Zeit!

;O)

Mari



Donnerstag, 29. August 2019

28.8.2019 Erster Schultag, 7.Klasse

Tach, Zusammen!

Es ist gerade 5:26 Uhr.
Ich komme gerade vom Bäcker zurück.
Ja, ich gehe mitunter um kurz nach 5 Uhr morgens zum Bäcker.
Vor allem dann, wenn ich Schlaubi nix für's Frühstück eingekauft habe.
Ich bin nicht so ein Schnellmerker.
Dass die lässige Ferienzeit vorbei ist, in der man so kurz vor Mittag mal fragt:
"Sachma, willst Du eigentlich frühstücken?",
muss ich schmerzlich lernen.
Sonst wird das nix.
Naja, was ich eigentlich schnell erzählen wollte, bevor ich zum gestrigen Tag komme, ist:
es regnet.
Es donnert.
Es rummst und blitzt.
Ich freu mich, wie Bolle,
denn ich muss gleich nicht raus,
um die Wiese quadratmeterweise mit Brunnenwasser zu benetzen.
Meine Gewitter-und-andere-Katastrophen-App kriegte sich in der letzten Stunde 
beinahe nicht mehr ein.
Immerhin.
Diesmal hat sie bewirkt,
dass ich gerade noch rechtzeitig los
und wieder zurückgekommen bin.
Da hatte das warnende Gehupe endlich mal einen praktischen Nutzen.
So.
Jetzt mal überlegen.
Wie war das denn gestern?

Wir mussten alle drei aus dem Haus.
Gatte, Kind und ich,
in dieser Reihenfolge.
Als ich zur Bushaltestelle kam,
stand das Kind immer noch an der Straßenecke.
Zusammen mit geschätzt 30 anderen Schülern.
Zum Glück kam sein Bus doch noch vor meinem
und schluckte den größten Teil der Meute.
 Ich schließe den Laden auf.
Einer unserer Großhändler bittet per Mail um Verständnis dafür,
dass unsere Ware am Vortag leider nicht mehr rechtzeitig verladen werden konnte.
Da ist wohl jemand mit dem Schulbuchgeschäft überfordert.
Ob ich da wirklich Verständnis für habe, weiß ich erstmal nicht so genau.
Schulbuchgeschäft kommt offenbar genauso überraschend wie Weihnachten.
Naja.
Kundenbestellungen fehlen und ich muss rumtelefonieren,
also: nö.
Ich habe wohl doch kein Verständnis... 
Und es ist heiß, kann ich Euch sagen...

Die meisten Leute kommen an diesem Morgen,
um noch ein Geschenk für ein i-Dötzchen zu besorgen.
Hinreichend Möglichkeiten,
Blödsinn zu reden,
so mit schmelzendem Gehirn...

Ich empfehle einer Kundin zum Beispiel:
" ...diese bunten Sticker.
Entweder mit Zahlen 
oder dem Buschstabeth..."
*lach*
"Naja, Sie wissen schon....
das, von A bis Z..."
 *kreisch*

Oder die Kundin, die mich verträumt dabei beobachtet,
wie ich ihr Buch in Geschenkpapier einpacke und wie in Trance sagt:
"Meine Güte...
Sie wickeln Papier um das Buch
und mich erinnert das an eine warme Bettdecke.
Da schwitze ich gleich noch mehr..."
So etwas kann Hitze auslösen...
Schlimm.
Die Chefin löst mich ab und ich bin vor dem Kind Zuhause.

Mittagessen kochen.
Als der Ullige zur Türe hereinkommt,
kippt er beinahe hinten über.
Es gab Schulbücher.
Alle auf einmal.
Mit Verlaub,
die haben doch wohl den Schuss nicht gehört.
Die Kinder dürfen in Erdkunde den Atlas nicht mit nach Hause nehmen,
mit der Ausrede, dass die Tasche zu schwer würde 
und dann schicken sie sie mit einem 11 Kilo Ranzen nach Hause?
Ich hab ihn gewogen.
Ihr denkt jetzt:
das Gewicht einer Tasche kann man vielleicht nicht erahnen.
Doch.
Wenn die Tasche mit Büchern so voll ist,
dass sich keiner der Reißverschlüsse mehr schließen lässt,
dann ist sie vermutlich überladen.
Das Kind verschwindet im Bad,
braucht eine Dusche.
Beim Mittagessen folgt der Statusbericht 7. Klasse.
Neue Klassenlehrer.
3 Lehrer bleiben ihm erhalten:
Latein (Yeah!)
Philosophie (Auch Yeah, denn das macht nun der ehemalige Biolehrer.)
und Englisch (Verdammt.)
Das Kind hat tolle Fächer.
Mathe, Deutsch, Englisch Latein, klar.
Physik, Chemie, Erdkunde, Geschichte, Musik, Bio, Politik,
Philosophie, Schwimmen und Sport.
Der Freitag wird ein langer Tag,
nach der Mittagspause noch Sport bis 15:25 Uhr.
Sonst immer bis 13:15 Uhr,
da ist aber noch keine AG bei.
Wir sortieren ein bisschen Schulgedöns,
legen eine Einkaufsliste an
und um 17 Uhr macht sich das Kind auf den Weg zum Kampfsport.
Freiwillig.
Die Eltern des Freundes bringen die Kinder abends wieder nach Hause.
Telefonat mit Schwiegervattern.
Was die Ärzte da an der Niere gesehen haben,
war wohl nur eine harmlose Zyste, er darf nach Hause.
Er freut sich darauf, endlich seine Ruhe zu haben und vielleicht
etwas schlafen zu können.
Wenn er ausgeschlafen ist,
sehen wir weiter.
Ich wasche eine kleine Maschine Wäsche,
esse mein Hasenbrot aus der Buchhandlung
und räume so ein bisschen vor mich hin.
Um 22 Uhr kippe ich ins Bett.

Mittlerweile ist es halb acht,
Kind und Gatte sind aus dem Haus,
ich habe heute keine Termine
und bin damit ein wenig überfordert.
Es ist viel liegen geblieben.
Ich kippe als erstes mal den randvollen Wäschesack aus.
Es wird sich ausreichend Arbeit finden.



Schöne Zeit!


;O)

Mari

Mittwoch, 28. August 2019

27.08.2019 Tingeln

Tach, Zusammen

Gestern, vier Uhr morgens. Oder nachts?
Ich schlage die Augen auf, bin hellwach.
Ich habe sechs Stunden durchgeschlafen,
das reicht für gewöhnlich.
Ich lese ein wenig,
schreibe auf, was am Vormittag zu regeln ist,
dann nutze ich meinen Zeitvorteil und färbe mir die Haare. 
Check.
Vater Rhein spielt hier im Moment mal wieder Wettergott.
Von meiner Mom weiß ich, dass es rechtsrheinisch gestern Abend 
auch Regen zum Gewitter gab.
Hier kam nix an.
Also ab in den Garten,
Gießkanne schwingen.
Eigentlich möchte ich die Erste sein,
stelle aber fest, dass meine Uhr ein paar Minuten nach geht.
Der Gatte sitzt schon im Auto.
Fahrt zu seiner Arbeitsstelle
und sofort wieder nach Hause.
Kaffee.
Waschmaschine,
Spülmaschine,
Telefon.
Meinen Impftermin erneuern,
check.
Neuen Termin für den Pricktest des Kindes machen,
check.
Der erste Bluttest des Kindes hat übrigens nur den üblichen Vitamin D Mangel
ans Licht gebracht.
Die Kontrolle in der letzten Woche bestätigte einen besseren Wert.
Er nimmt nun also noch eine Weile höher dosiertes,
dann niedrigeres,
dann ist auch schon wieder Ostern.
Kinder, wie die Zeit vergeht.
Gegen neun steht das Kind auf,
um zehn ist er bereit für's Frühstück.
Letzter Ferientag bedeutet: kross gebratener Bacon.
Nachdem ich die ganze Bude in eine dampfende Speckwolke verwandelt habe,
und die Fenster sperrangelweit aufreißen möchte,
entdecke ich im Garagenhof einen jungen Mann in Flipflops und Boxershorts,
der das Unkraut aus den Pflasterfugen flemmt.
Kleine Ascheflocken schweben durch die Luft und es stinkt bestialisch.
Ganz spontan ist mir der Duft nach gebratenem Speck doch lieber.
Telefonitis:
Mom,
Cousinchen,
Chefin.
Haushaltgedöns.
Zum Mittagessen sind noch Reste von Sonntag da,
dann fahre ich in den nächsten Getränkemarkt.
Irgendwo muss es doch diesen blöden Saft geben,
den die Schwiegereltern immer trinken!
Ja, aber nein. Ausverkauft, weil Angebot.
Ich hole Schwiegermuttern ab 
und wir fahren ins Krankenhaus.
 Schwiegervattern ist gerade von Magen- und Darmspiegelung zurück,
und liegt noch im OP Hemdchen rum.
Blutdruck hier,
Puls da,
kurz drauf kommt der Arzt rein und verkündet:
Kein Befund.
Morgen geht's nach Hause.
Echt?
Ja, Frühstück noch im Krankenhaus,
nach der Visite Tschüssikowski.
Fein.
Er sortiert schon mal allerhand Krempel aus, den er dann nicht mehr braucht,
damit er nicht so schwer schleppen muss.
Vernünftig.
Als wir gehen,
holt ihn der Arzt nochmal ab.
"Wir müssen nur nochmal einen Ultraschall vom Bauchraum machen..."
Schwiegermuttern absetzen,
Saft suchen.
Im Supermarkt gibt es ihn nicht,
dafür bekomme ich eine dicke Wassermelone,
Im Getränkemarkt des Nachbarstädtchens werde ich dann fündig.
Der liegt beinahe auf dem Weg,
ich hole den Gatten ab.
Der ist, wegen immer noch defekter Klimaanlage und dreißig Grad im Büro
leicht angepisst.
Zudem hat Schwiegervattern ihn angerufen.
Er kommt doch nicht raus.
Sie haben irgendwas an den Nieren gesehen,
morgen muss noch eine Schichtaufnahme gemacht werden.
Der Gatte war nicht wirklich überrascht, denn der wusste ja von nix.
Außerdem hätten wir versehentlich Sachen mitgenommen,
die nun doch noch gebraucht werden.
Ich rufe Schwiegermuttern an,
ja, sie weiß Bescheid,
sie packt einen Beutel.
Zuhause kippe ich mir erstmal einen Liter Wasser hinter die Binde
und verschlinge ein Viertel der riesigen Melone.
Schon besser.
Weiter geht's.
 Zu Schwiegermuttern,
Saft aus-,
Beutel mit Anziehsachen einladen.
Krankenhaus.
Ich erkenn das Problem sofort,
denn Schwiegervattern liegt nur in Unterwäsche in seinem Bett.
Er hätte doch gern eine Schlafanzughose.
Leider fehlt die im Beutel.
Es gibt nur noch mehr Unterwäsche.
Schwiegermuttern anrufen.
Ach so!
Das habe ich anders verstanden!
Wieder los, denn die Schwestern wollen nicht,
dass Schwiegervattern in Unterbuxe über die Flure läuft.
Spießer.
Schlafanzughose holen.
Schwiegermuttern meint:
"Das können wir doch nie wieder gut machen!"
So ein Quatsch.
In Wahrheit komme ich gerade dazu,
mich ein wenig zu revanchieren,
denn egal, um was es geht,
"Ich frag' mal Schwiegervattern...", läuft daraus hinaus,
dass er hilft.
Ohne zu zögern.
 Also nochmal zurück.
Die Frau an der Rezeption beömmelt sich schon.
Ich besorge dem Kind und mir noch eine Pizza.
Der Gatte möchte nicht,
der hatte Mittags schon eine.
Kurz vor acht bin ich Zuhause.
Schnell unter die Dusche,
das Sommerkleid kurz durchwaschen,
denn das brauche ich heute unbedingt wieder,
essen,
Glotze,
Licht aus um zehn.


Schöne Zeit!

;O)

Mari





Montag, 26. August 2019

25. und 26.08.2019

Tach, Zusammen.

Der gestrige Sonntag startete tatsächlich mit Gartenarbeit.
Ich habe gejätet, gegossen, Fallobst aufgesammelt und geerntet.
Die Zwetschgen sind köstlich
und das Beste ist:
ich vertrage sie problemlos.
Ganz ohne kratzende Zunge und Mundschleimhaut.
Deshalb wurden sie erstmal hemmungslos roh gefuttert.
Spätstück, Mittagsschläfchen.
Während der Gatte mit Schwiegermuttern ins Krankenhaus fuhr,
bereitete ich das Abendessen vor.
Als er wieder kam,
stieg ich ins Auto und fuhr Richtung Bad Münstereifel,
um das Kind bei meiner Cousine abzuholen.
Gegen 21 Uhr waren wir Zuhause,
Abendessen,
totmüde.
Troztdem schlecht geschlafen.
Ich bin irgendwie aufgekratzt, finde keine Ruhe.

Heute Morgen den Gatten zur Arbeit gebracht,
Brötchen gekauft
und kaum Zuhause,
das leicht übermüdete Kind geweckt.
Um 10 Uhr schellen wir bei einem seiner Klassenkameraden,
um halb elf sind wir im Kletterpark.
Ich bin heute nur Zuschauer.
Die schlimmsten Beobachtungen mache ich am Kleinkinder-Parcours.
Mütter, die ihre verängstigten, höchstens dreijährigen Mädchen
 durch die Seile scheuchten.

"Liebes Tagebuch. Da mein kleines Herzblatt bisher überhaupt keine Höhenangst kannte,
habe ich sie ihr heute erfolgreich eingeimpft. Gleichzeitig lernte sie ihre Lektion in "Versagen vor Publikum". Sie hat sich aber auch dämlich angestellt. Sie war nicht mal in der Lage, die Karabiner richtig am Seil anzubringen, obwohl ich ihr ständig zugerufen habe, wo die Teile hingehören.
Das war harte Arbeit. Ich habe von dem Gekreische keine Stimme mehr und einen steifen Nacken,
weil ich ja ständig zu dieser kleinen Memme hochgucken musste. Und dann dieses Geheule... ernüchternd." 
 
Ich behaupte, jeder, der sich heute dieser Herausforderung freiwillig stellte,
kletterte erfolgreich und durfte am Ende stolz auf sich sein.
Die beiden Jungs krabbeln in 5 Metern Höhe herum,
ich schwitze schon beim Zusehen.
Es ist so heiß.
Deshalb sind wir auch schon um halb drei wieder Zuhause.
Das Kind ist durch.
Er verschwindet unter der Dusche
und dann in seinem Zimmer.
Zum späten Mittagessen gibt es die Hasenbrote aus der Kletterkühltasche.
Schwiegermuttern konnten wir den Krankenhausbesuch heute mit vereinten Kräften ausreden.
Die Hitze ist wirklich erbarmungslos.
Ich telefoniere zwei mal mit Schwiegervattern.
 Morgen kommen Magen- und Darmspiegelung dran.
Um 17 Uhr will der Gatte abgeholt werden.
Ich halte vorher nochmal beim Bäcker an und kaufe ein Steinofenbrot,
wer mag, schmiert sich ne Stulle.
Ich werde heute nicht alt.
Ich bin so bleiern müde.
Die letzte Nacht war wirklich doof.



Schöne Zeit

Sonntag, 25. August 2019

24.08.2019 Entspannung der Lage?

Faul
und unmotiviert.
So begann der gestrige Tag.
"Was MÜSSEN wir denn heute unbedingt machen?",
fragte der Gatte.
Tja, ich hatte mich mit Schwiegermuttern zur Krankenhausfahrt verabredet
und irgendwas musste noch eingekauft werden.
Aber sonst?
Eigentlich wollte ich in den Garten.
Eigentlich wollte ich Pflaumen ernten und Unmengen Pflaumenkuchen backen.
Eigentlich wollte ich die neuen Malven einsetzen.
Eigentlich, eigentlich.
Dann müsste ich aber auf die Uhr sehen
und mich vermutlich sogar sputen!
Neeee, das ging nicht.
Der Gatte war ähnlich ambitioniert und
haute sich nach dem Spätstück gleich wieder aufs Ohr.
Ich machte mal ein paar Telefonate ins Verwandtschaftsuniversum,
mit dem Erfolg,
dass die Schwester des Gatten sich auf den Weg aus dem Bergischen machte,
um mit uns Schwiegervattern zu besuchen.
Auf der Überwachungsstation angekommen,
war sein Bett futsch.
Man hatte ihn vorzeitig auf die "normale" Station verlegt.
Ob das so gut ist,
weiß keiner so recht,
denn Schwiegervattern gab zu:
"Ich hab denen zu viel gemeckert!
Ich hab auch die ganze Nacht kein Auge zu gemacht.
Die ganzen Schläuche überall...
...zum Schluss hatte ich sogar einen in der Nase, der ständig raus fiel.
Der scheiß Apparat piepte und brummte alle fünf Minuten.
Der Pfleger war total angenervt
und morgens hab ich zu dem Arzt gesagt:
Mann, erlösen sie mich von dem Mist, hier!
Das ist doch kein Zustand!
Ich bin kaputt wie Hund!"
Müde sah er wirklich aus.
Er hatte aber die gewohnte Farbe im Gesicht und genügend Luft,
sich aufzusetzen,
Geschichten von "früher" zu erzählen
und zu lachen.
Gegen die Blutgerinnsel in seiner Lunge hilft das nicht,
aber das tun aufgeklebte und angepinnte Meßgeräte auch nicht.
Er balanciert nach wie vor über ein dünnes Seil,
doch nun beobachtet ihn niemand mehr dabei.
Sein Wohlbefinden profitiert da allemal von.
Am frühen Abend machten der Gatte und ich dann unseren Wochenendeinkauf,
zum Abendessen gab es eine Paella aus der Tiefkühltruhe,
eine gemeinsame Folge Norsemen 
und um 22 Uhr war ich im Bett.
Seit halb fünf bin ich wach
und warte auf den Sonnenaufgang.
Das zieht sich mittlerweile ganz schön hin...
Es war hier schon wieder so heiß,
ich muss gießen.


Schönen Sonntag!

;O)

Mari



Samstag, 24. August 2019

23.08.2019 Der Ernst der Lage

Tach, Zusammen.

Der gestrige Tag gehört eindeutig in die Kiste:
Wird nicht mehr gebraucht, kann weg.
Nachdem ich hier im Blog endete,
hatte ich die fantastische Idee, 
mich einfach noch für ein Stündchen hinzulegen.
Der Gatte belegte nämlich erst einmal das Bad,
das Kind konnte ausschlafen
und ich hatte meinen Impftermin erst um 9 Uhr.
Da würde es locker reichen,
um halb acht ins Bad zu gehen.
Gedacht, getan.
Alibihalber ein Buch mitgenommen,
allerdings nicht mal aufgeschlagen.
Wunderbar gedöst.
Um halb acht geduscht und angezogen,
ein Käffchen gezapft und Toast getoastet,
gerade dabei,
denselbigen zu schmieren,
da schellt das Telefon.
Rufnummer unbekannt um Punkt 8 Uhr morgens?
Weia.
Schwiegervattern.
"Mari, ich krieg kaum Luft.
Ich bin seit Tagen so schlapp.
Schwiegermuttern nimmt das nicht ernst.
Aber ich kann einfach nicht mehr..."
 Zu Schwiegermuttern muss man erklärend hinzufügen:
Demenz greift nach ihrem Hirn.
Sie lebt in ihrer kleinen Pipilangstrumpfblase,
fühlt sich in ihrem Alltag pudelwohl,
alles, was darüber hinaus geht,
kann sie nicht ahnen, sehen, begreifen, behalten.
Was jetzt?
Wieso ruft er keinen...
Egal.
"Seid ihr schon angezogen?
Sehr gut.
Steck die Krankenkassenkarte ein.
Ich rufe dir einen Krankenwagen und komme auch zu dir.
Wenn ihr schneller weg seid, egal.
Ich finde euch.
Nimm dein Handy mit.
Und schalte das mal an!"
Als ich dem Rettungsdienst die Adresse sagen soll,
fällt mir die Hausnummer nicht ein.
Besser gesagt: Ich kenne gleich ZWEI Nummern auf dieser Straße.
Eine davon ist richtig, auf der anderen wohnt meine Cousine schon seit Jahren nicht mehr.
Die eine am Anfang, im niedrigen, zweistelligen Bereich,
die andere hat einfach eine Hundert davor.
Eine jahrelange Eselsbrücke wird mir zum Verhängnis,
denn ich kann mich einfach nicht erinnern,
wo die Straße anfängt.
Faire Fifty-Fifty-Chance.
Ich nehme die niedrige Nummer.
Der Mann am anderen Ende der Leitung beruhigt mich
und fragt erst mal nach meiner Handynummer,
zur Sicherheit.
Die kann ich.
Warum habe ich Depp eigentlich vom Festnetz aus angerufen?
Schwamm drüber.
Ich lege auf,
wähle die Nummer des Gatten.
"Welche Hausnummer hat dein Vater????"
"Hundert..."
Verdammt.
Der Notrufmann am anderen Ende der Leitung erkennt meine Nummer,
begrüßt mich mit Namen und tätschelt mir Dummdödel durch's Telefon das Köpfchen.
"Im Eifer des Gefechts kann das passieren..."
und
"Ist doch alles gut gegangen. Rettungsdienst ist unterwegs.".

 Nochmal den Gatten anrufen und ihm die Lage schildern.
 Dann steh ich da, vor meinem halb geschmierten Toast.
Im Hintergrund ist das Kind aufgewacht und hockt auf dem Klo.
Ich stelle mein Frühstück in den Kühlschrank,
entscheidungsfreudiger kann ich gerade nicht sein
und während ich mir die Schuhe anziehe,
trällere dem Kind durch die Klotüre zu:
"Guten Morgen!!!
Gut geschlafen???
Prima.
Ich mach mich jetzt auf den Weg,
weiß nicht, wann ich wieder da bin.
Wir können telefonieren, ok?
Ich stell dir das französische Schokomüsli raus, ja?
 Bis später!!!"
Noch schnell ne Flasche Sprudelwasser greifen
und raus.
Warum soll ich das Kind bekloppt machen?
 Soll er halt noch ein bisschen glauben, ich würde geimpft.
Kaum bin ich auf der Straße,
zücke ich das Handy und sage meinen Termin ab.
Im Stechschritt zu Schwiegervattern.
Unterwegs bin ich besorgt,
aber vor allem wütend.
Ich kann mir nämlich lebhaft vorstellen,
wie er bis 8 Uhr vor dem Telefon sitzt und meint,
vorher könne man ja nirgendwo anrufen.
Das macht man nicht, da macht man anderen Leuten "Umstände".
Jetzt stehe ich ohne Auto da.
Das ganze Drama hätte schon durch sein können.
 Was wäre denn schlimmstenfalls passiert?
Der Gatte wäre vielleicht verspätet oder gar nicht zur Arbeit erschienen.
Stattdessen sitzt er jetzt im Büro, wartet auf Updates
und ich renne durch die Gegend.
Ein Kilometer, bis zu seiner Wohnung.
Als ich um die letzte Ecke biege, sehe ich den Krankenwagen vor der Tür,
Schwiegervattern steigt ein,
Schwiegermuttern steht auf dem Bürgersteig.
Ich renne, um sie noch zu erwischen.
Sie lächelt mir zu,
froh, mich zu sehen und
wirkt wie ein Kind, das sich auf einen Schulausflug freut.
Die Fahrer nehmen nur eine zusätzliche Person mit.
Wir schieben Schwiegermuttern auf den hohen Beifahrersitz.
Sie wird im Krankenhaus niemandem eine Hilfe sein
aber ich kann sie auch nicht einfach hier vor der Türe stehen lassen.
"Hast du einen Haustürschlüssel mit?"
"Ja, ich hab abgeschlossen."
"Gut. Ich komme nach, ich finde Euch im Krankenhaus.
Du wartest da auf mich, ok?"
Zurück, Marsch, Marsch.
Den Gatten informieren.
Wieso nimmst du dir kein Taxi?
Ich habe ehrlich gesagt nicht die Hoffnung,
dass das wesentlich schneller gehen würde.
In der Bäckerei an der Bushaltestelle
kaufe ich ein paar Stütchen
und steige in den erstbesten Bus.
Schwiegermuttern steht vor der Notaufnahme rum.
Man hat ihr gesagt, sie solle hier warten.
Ich frage an der Anmeldung nach,
Schwiegervattern ist irgendwo hinter der Glastüre,
in den Untersuchungsräumen.
Also warten.
Setz' dich!
Kostet dasselbe.
Stütchen?
Schlückchen Sprudel?
Der Wasserspender ist leer aber wir nehmen uns einfach zwei Plastikbecher.
Wasser habe ich dabei...
 Sie erzählt mir, dass sie zum Mittagessen heute mal Reibekuchen machen möchten.
Schwiegervattern reibt immer Kartoffeln,
sie brät.
 Ich sag nix.
Irgendwann wird Schwiegervattern im Rollstuhl an uns vorbei geschoben.
"Wir fahren zum Röntgen.
Sie können schon mal zur Station 3 hoch fahren.
Da kommen wir dann hin."
Dann bin ich mit ihr allein im Fahrstuhl.
"Weißt du, was das bedeutet?"
"Er muss zum Röntgen..."
"Ja. Vermutlich die Lunge.
Aber dass wir zur Station hoch fahren sollen, heißt,
dass sie ihn hier halten werden.
Er kriegt da ein Zimmer..."
Kurzes Entsetzen,
dann:
"Können die doch gar nicht machen!
Der hat doch gar keinen Schlafanzug dabei!"
Lassen wir das.
Sprechen wir über's Mittagessen,
die Kaninchen ihres Bruders,
die Katzen ihrer Tochter
und warten auf Station 3.
Er bekommt ein Bett und einen Schrank zugewiesen,
eine Schwester nimmt diese und jene Angaben,
unter anderem meine Handynummer auf
und ein paar Minuten später,
steht die Ärztin in der Tür.
Ich kenne sie.
Vor mehr als zwei Jahren, war sie Ärztin in der geriatrischen Reha meiner Mom.
Watt'n Zufall.
Und watt'n Glück.
Die Frau hört nämlich zu
und liest zwischen den Zeilen.
Sie bohrt nach und findet heraus,
dass der stolze Herr Schwiegervattern zwar seit JAHREN
über schlimmen Husten und schmerzende Beine jammert,
aber nichts davon bei seiner Hausärztin,
bei der er warumauchimmer ständig rumhängt, angesprochen hat.
"Jaja, der Husten... aber das ist ja nicht das Problem!
Das Problem ist ja, dass ich seit zwei Wochen so schlapp bin und schlecht Luft kriege..."
Da krisse doch die Motten!
 Wie ist der Mann so alt geworden???
Die Ärztin:
"Sie nehmen ein Blutdruckmittel. Eine der bekannten Nebenwirkungen ist Husten.
Sie sehen: Schon ist der Husten doch ein Problem...
Wir werden sie weiter untersuchen.
Noch heute."

Schwiegervattern hat heute morgen schon angefangen, seine Tasche zu packen.
 Ich schreibe mir auf, was noch nicht drin ist.
Dann schau ich auf den Busfahrplan
und hake Schwiegermuttern unter.
Da muss sie jetzt durch.
Sie läuft tapfer bis zur Haltestelle neben mir her.
Es ist schon nach elf, ich rufe das Kind an
und beichte ihm,
wo ich gerade bin.
Dann sage ich seinen Termin für den Pricktest ab.
Schwiegermuttern schmiert uns jedem ein Schnittchen,
wir packen die Tasche fertig.
Mein Handy klingelt.
Das Krankenhaus:
Verdacht auf Lungenembolie,
Ct, dann Überwachungsstation in der ersten Etage.

Schwiegermuttern verschweige ich die Sache mit der Embolie...
Wir kennen beide genügend Leute,
die sie nicht überlebt haben.

Der Gatte fragt immer wieder, ob er kommen soll.
Was würde das bringen?
Wir beschließen, dass ich mir nochmal ansehe, was da im Krankenhaus los ist
und wir dann entscheiden.
Tasche greifen,
Bus hält direkt vor der Türe,
Krankenhaus.

Untersuchungen sind schon durch,
"Die haben mich durch das ganze Krankenhaus geschoben!",
die Ärztin taucht wieder auf.
Der Embolieverdacht hat sich bestätigt.
 Der Plan ist jetzt:
Überwachungsstation und Spritzen bis Montag,
ein Gefäßchirurg soll sich seine Beine ansehen,
ab Montag normale Station und Tabletten statt Spritzen,
wenn das funzt,
kann der Hausarzt übernehmen.
Die Ärztin versucht erneut, ihm ins Gewissen zu reden.
Atemnot ist nichts, was man auf die lange Bank schieben darf!
Geschwollene Knöchel, schmerzende Beine auch nicht!
Ich fürchte, ihm ist trotzdem nicht bewusst,
dass er dem Schnitter von der Schippe gesprungen
und die Gefahr noch lange nicht gebannt ist.
Ich organisiere ihm sein Mittagessen,
packe die Kulturtasche aus.
Es fehlen noch ein paar Kleinigkeiten,
wir verabreden uns für den frühen Abend erneut.
 Das Xte Telefonat mit dem Kind ergibt nun: Hunger!
"Iss den Nachtisch zuerst, es ist Vanilleeis da.
Ich bringe Pizza mit."
Gegen 14:30 Uhr schaufeln wir uns den Magen voll.
30 Minuten komprimierter Mittagsschlaf.
Schwiegermuttern anrufen, das böse Wort Embolie sagen.
Mom anrufen.
Die nächste Tasche packen,
denn das Kind will über's Wochenende zu meiner Cousine
(Die, mit der niedrigen Hausnummer!) verreisen.
Der Gatte macht ein Stündchen eher Schluss,
damit wir nicht hetzen müssen.
Wir fahren zu Schwiegermuttern,
nehmen die Seifendose, einen Apfel, Nagelpfeile und 
was sie sonst noch zusammengekramt hat, mit ins Krankenhaus.
Schwiegervattern liegt verkabelt im viel zu kurzen Bett.
Der Mann ist über einsneunzig.
Ich spreche unterschiedliches Pflegepersonal auf eine Bettverlängerung an,
ob er sie wirklich bekommen hat,
weiß ich nicht.
Sein Abendbrot kommt,
wir kratzen die Kurve.
Der Gatte fährt das Kind in die Voreifel,
ich gönne mir eine ausgiebige Dusche,
schmeiße mein Toastbrot vom Morgen in den Müll,
Rollos auf Halbmast,
Handy und Festnetz griffbereit,
Glotze an,
Vanilleeis.
Gegen 22 Uhr ist der Gatte zurück und löst mich vor der Glotze ab,
ich gehe sofort ins Bett
und schlafe bis halb sieben.

Heute Nachmittag, zur Kaffeezeit,
fahre ich mit Schwiegermuttern ins Krankenhaus.
Einkäufe machen wir irgendwann heute Abend,
mehr haben wir mal vorsichtshalber nicht geplant.


Schöne Zeit!

;O)

Mari