Donnerstag, 16. September 2021
Süßsauer
Montag, 19. April 2021
Durchgeimpft
Tach, Zusammen.
Gegen halb neun machte ich mich gestern auf den Weg zu meiner Mom. Unterwegs habe ich erst beim Bäcker und danach bei Papas Grab vorbei geschaut und Kerzen angezündet. Bei Papa. Beim Bäcker kaufte ich nur Brötchen. Meine Mom kommt nicht mehr so gut zum Friedhof, sie läuft zu wackelig. Deshalb zünde ich jede Woche Kerzen auf dem Grab an, so, wie sie das sonst täte, knipse ein Foto und schicke es ihr sofort via Messenger aufs Tablet. Jawoll, Ihr lest richtig, die Frau hat Internet. Gegen halb zehn war ich bei ihr, wir frühstückten gemeinsam und ausgiebig und machten uns um halb zwölf auf den Weg ins Impfzentrum. Schwiegervattern trafen wir auf dem Parkplatz, wir kamen beinahe zeitgleich an. Der Ablauf war vom letzten Mal bekannt und die halbe Stunde, die wir nach der Impfung im Konzertsaal des Theaters am Marientor saßen und quatschten, verging wie im Flug. Ich bin so dermaßen erleichtert... Vielleicht können unsere Ü80er diesen Sommer im Garten Karten kloppen. Das täte allen gut. Mitte Juni bekomme ich auch meine zweite Impfung, heißt es. Ich bekam noch AstraZeneca, bevor die Impfung meiner Altersgruppe damit eingestellt wurde. Was sie mir als Zweitimpfung spritzen, ist mir Schnuppe. Ich nehme alles. Öhm... Ah ja. Auf dem Parkplatz trennten wir uns wieder und ... Nein, Moment mal. Ich muss hier nochmal die Helfer im Impfzentrum lobhudeln. Die sind da so nett! Vom Platzanweiser auf dem Parkplatz, über den Bundeswehrsoldaten an der Anmeldung, Türsteher an der Türe, Papierkramsortierer im Durchgang, Ärzte, Arzthelfer, lebende Wegweiser, bis hin zum Sitzplatzjongleur im Theatersaal, bei meinen mittlerweile drei Besuchen dort waren alle immer super gelaunt, fröhlich, freundlich und zuvorkommend. ( -innen habe ich mir gespart. Klar, sind da auch überall Frauen. ) Meiner Mom wurde beide Male zum Abschied durch das noch geöffnete Autofenster gewunken und "Tschüß und alles Gute!" nachgerufen. Ganz große Klasse. So. Wir sind also beschwingt und gut gelaunt zurück zu meiner Mom gefahren. Ich hatte Käsefondue aus dem Kühlregal mitgebracht, das gab's mit einem weiteren Brötchen zum Mittagessen und dann überließ ich sie ihrem Mittagsschläfchen. Zuhause gab es für mich auch noch ein Nickerchen und ein Stück "Prinz Philip". Im Gewächshaus säte ich Tomaten, Mangold und Rauke und zum Abendessen hatten wir ein Nudelsüppchen.
Ich hatte meiner Mom gedroht, sie solle sich melden, wenn es ihr nach der Impfung nicht gut ginge. Ich würde kommen, ihr Tee kochen und sie betüddeln. Heute Mittag schrieb sie mir: "Es geht mir gut. Brauche keinen Tee.". Sei noch gesagt: Meine Mom trinkt NIEMALS Tee. Kaffee verträgt sie den ganzen Tag über, Tee hält sie - wie Asterix bei den Briten - für schmutziges Wasser. Ich werde sie gleich anrufen und nochmal nachhorchen. Nicht, dass sie sich nur vor dem Tee drücken will...
Aus dem Off: Der Gatte las mir gerade eine Schlagzeile vor: "Impfstoff von Johnson & Johnson in NRW zuerst für Obdachlose" und ich hielt das für eine böse Satire aus dem Postillon...
Hier sind mal wieder alle Zuhause. Das Kind hat zumindest in dieser Woche Distanzunterricht, hier in Duisburg fliegen uns die Fallzahlen um die Ohren. Im Moment sitzt er am Esstisch, stopft Osterschokolade in sich hinein und dekliniert lateinische Nomen. Der Distanzunterricht taugt nicht zur Verinnerlichung und Wiederholung. Es gibt auch kaum Hausaufgaben. Nun hat er erhebliche Lücken. Was soll's. Gefahr erkannt... Muss er eben mal wieder was tun. Der Gatte hat Homeoffice, bis er sich aus dem Büro neue Arbeit besorgen muss. Auch die Grundschüler sind im Distanzlernen, es gibt eine Notbetreuung. Da gehe ich Mittwoch hin, alle arbeiten nur einen Tag in der Woche. Bei den paar Kindern... diese armen Socken...
Ich war vorhin im Gewächshaus, habe Löwenmäulchen, Schnittlauch, Schnittknoblauch und Phlox gesät, als es anfing zu regnen. Das fühlte sich ein bisschen nach Camping an, mit einer Tasse schmutzigem Wasser, in warm-modriger Luft, unter dem prasselnden Wellblech festzusitzen. Gefiel mir gut.
Bleibt gesund und schöne Zeit!
;O)
Mari
Samstag, 19. Dezember 2020
Geschafft
Tach, Zusammen.
Gestern war mein letzter Arbeitstag. Obwohl... Arbeit geht anders. Es waren nur zwei Kinder da und auf diese beiden Wollmäuse aufzupassen, ist entspanntes Vergnügen. Die Kleine, die sich gleich nach den Herbstferien auf dem Schulhof das Bein gebrochen hat, war mit ihrem Lastentier (= beste Freundin) da. Der Gips ist seit ein paar Tagen runter. Abstand zu halten und auf dem Platz sitzen zu bleiben, war für die beiden kein Problem. Sie stickten noch eine Weihnachtskarte und wickelten ein paar Ponpons. Ich baute -schweren Herzens- Lego ab.
(Mit Abstandslinien vor den Bedienschaltern. Warum die Frau da liegt, ist mir nicht klar. Hoffen wir mal, dass sie gesund ist und einfach nur auf den Service wartet...., ... der vielleicht im Januar nächsten Jahres... ...Ich weiß es doch auch nicht. )
Die Schichten in der Notgruppe am Montag und Dienstag übernehmen Kolleginnen, die in der letzten Woche nicht voll gearbeitet haben. Meine Viertklässler sind alle in den Ferien.
Der Gatte hat bereits seit Mittwoch Urlaub, Montag war er zuletzt im Büro.
Das Kind hat während der vergangenen Woche im Distanzunterricht viel gelernt. Zum Beispiel, wie man einen QR-Code auf dem PC-Bildschirm öffnet oder dass sein Handy zum Runterladen einer App über nicht mehr genügend Speicher verfügt und er sich deshalb auf meinem Gerät Mariah Careys Weihnachtsgequietsche anhören muss. Man lernt nicht für die Schule... Ein paar auf die eigentlichen Schulfächer bezogene Hausaufgaben waren auch dabei. Dafür sind Informatik- und Mathearbeit ersatzlos gestrichen worden. Trauer darüber wurde hier noch nichtmal geheuchelt.
Gestern Nachmittag kauften die Jungs einen Tannenbaum, den wir auch sofort aufstellten. Ich hege den leisen Verdacht, dass die Dinger von Jahr zu Jahr größer werden. Der diesjährige passt gerade noch so in seine Ecke, im nächsten Jahr müssen wir vielleicht schon das komplette Wohnzimmer ausräumen.
Folgendermaßen soll es hier weiter gehen: Im Verlauf des Wochenendes wienern wir das Wohnzimmer und lassen Weihnachten frei. Montagmorgen gehe ich zum vorsorglichen Covid-Test, damit mein Abstrich vor Weihnachten ins Labor kommt. Treffen wollen wir uns in den Weihnachtsferien mit meiner Mom, einer Freundin, die selbst seit März im Homeoffice ist und vielleicht mit dem Cousinchen. Wir werden sehen, nichts ist in Stein gemeißelt, nichts fest geplant.
Im Garten möchte ich meinen vor Monaten erstandenen Komposter zusammenbauen und aufstellen und endlich mal unseren neuen Futtergast erblicken. Bisher hat ihn nämlich nur der Gatte vor die Kamera gekriegt.
Macht es Euch schön und bleibt gesund!
;O)
Mari
Freitag, 20. November 2020
Quarantänchen Nr. 1
Dienstag, 17.11.20
Das Kind will nicht zur Schule. Er klagt über schlimme Halsschmerzen und ist heiser. Aus eben diesen Gründen noch schlecht geschlafen, da fühlt man sich schon mal bescheiden.
Im Sekretariat empfiehlt man mir, ihn 24 Stunden lang zu beobachten und sollten sich zu den Halsschmerzen keine weiteren Symptome gesellen, dürfe er wieder in die Schule kommen.
Das Fieber und die Kopfschmerzen setzten später am Tag ein.
Mittwoch, 18.11.2020
Der Gatte darf noch mal ins Büro, um sich Arbeit für die nächsten 2-10 Tage zu holen, ich habe Mittwochs meinen freien Tag, da bin ich schon mal fein raus.
Anruf im Sekretariat:
"Erklär, erzähl, erklär, ... und deshalb werde ich versuchen, an einen Test für ihn zu kommen."
"Melden Sie sich bitte, sobald Sie etwas Neues haben."
Anruf in der Kinderarztpraxis:
"Erklär, erzähl, erklär, ... und deshalb brauchen wir jetzt einen Test."
"Hatte er denn Kontakt mit positiv getesteten Personen?"
"Ein Schulkamerad ist in Quarantäne, weil die Mutter positiv getestet wurde..."
"Ich mach' Ihnen alles fertig."
Um kurz vor zwölf stehe ich vor der Praxis und nehme die Überweisung für's Testzentrum in der Stadtmitte entgegen. Die brauchen einen ganzen Tag Vorlaufzeit, wir sind also für morgen angemeldet. Irgendwann zwischen keine Ahnung und 16 Uhr. Wie Handwerker.
Anruf im Sekretariat:
"Erklär, erzähl, erklär, ..."
Notier, notier, notier, ...
"Melden Sie sich bitte, sobald ..."
Stöhn, seufz, stöhn,
tiger rum, tiger rum, tiger rum.
Mein Bauchgefühl sendet mir eindeutig zweideutige Signale.
Einerseits bin ich mir beinahe sicher, dass das Kind seine pupsnormale Halsschmerzzeit hat.
Fieber kriegt der ja schon,
sobald ein Virus winkend an ihm vorbeifliegt.
Andererseits fühle ich mich geradezu gehetzt.
Ich müsste doch irgendwas tun!
Was soll ich denn jetzt machen?
Abwarten?
Schon wieder?
Meh.
Meine Chefin wünscht mir alles Gute und erklärt mir im übertragenen Sinne,
ich solle bleiben, wo der Pfeffer wächst.
Donnerstag, 19.11.2020
Der Gatte werkelt im Homeoffice,
das Kind und ich schlafen aus.
Das Fieber ist weg.
Wir frühstücken gut und ziehen uns warm an.
Kurz nach elf sind wir am Theater am Marientor.
Zuletzt haben wir da die Neubauten gehört und gesehen, jetzt beherbergt es das Testzentrum.
Am Parkscheinautomaten löse ich ein Ticket für 3 Stunden,
vorsichtshalber ...
Ich habe diese Bilder endloser Warteschlangen vor Augen,
wer weiß, wie lange wir da rumstehen müssen...
Und dann war da einfach nix los.
Nix, nada, niente.
Nach weniger als 15 Minuten ist das Kind getestet
und wir sitzen wieder im Auto.
Zuhause kriechen wir beide erstmal wieder in die (eigenen) Betten,
Verdrängungsschläfchen,
lesen,
abwarten.
Wegen dieser ganzen Schlaferei komme ich abends nicht ins Bett.
Freitag, 20.11.2020
Der Gatte geht wieder als erster an seine Arbeit am Schreibtisch,
dann krieche ich und erst viel später das Kind aus dem Bett.
Dem geht es schon viel besser.
Ich putze, wasche, krame ein bisschen herum,
koche Mittagessen, esse mit dem Gatten (Kind hat keinen Hunger, zu spät gefrühstückt.),
lasse mich vom Tanklastwagen, der sich direkt unter's Fenster stellt, um Heizöl zu liefern,
aus dem Schlaflesezimmer vertreiben und irgendwann,
obwohl die "mindestens 36 Stunden", die man auf das Testergebnis zu warten hat,
noch lange nicht um sind,
logge ich mich in die Webauskunft des Labors ein.
Schnell alle benachrichtigen, die sich sorgen und
wir feiern das mit einem Spaziergang durch die Gemeinde.
Schön langsam, das Kind ist wirklich noch nicht fit.
Das Wissen, dass wir die Wohnung wieder verlassen dürfen,
ist ungemein beruhigend.
So beruhigend, dass wir es nun gut Zuhause aushalten.
Ich schätze, das wird nicht unsere letzte Quarantäne bleiben.
Solange das Kind und ich täglich an dieser Großveranstaltung Namens Schule teilnehmen
und der Gatte ins (wenn auch durch Homeoffice personell ausgedünnte, aber trotzdem) Großraumbüro muss,
wird es immer jemanden geben, der einen kennt, den es erwischt hat
und sollten wir denen wieder zu nahe gekommen sein...
Ich gehe am Montag auf jeden Fall wieder zur Arbeit,
der Gatte bleibt im Homeoffice, weil ... darum
und ob das Kind wieder zur Schule geht, wird sich zeigen.
Für's Erste sind wir mit dem Schrecken davongekommen.
Bleibt gesund und schöne Zeit!
;O)
Mari
Donnerstag, 12. November 2020
12 von 12 im November 2020
Tach, Zusammen.
Caro, von Draußen nur Kännchen,
sammelt an jedem 12. des Monats
12 Tagebuchfotos.
Dann woll'n wa mal....
1. Kaffee an Aquarell
Ich bin seit fünf Uhr auf und dachte, ich hätte eine ganze Stunde Zeit, zu malen.
Dabei habe ich nicht berücksichtigt, dass die Motivsuche immer die schwierigste Kiste ist.
Nach einer Dreiviertelstunde hatte ich mir auf Pinterest ein Käsekuchenrezept
und eine Bastelaktion für die Kinder im Ganztag gemerkt.
Um überhaupt noch etwas malen zu können,
beginne ich ein kleines Bildchen mit Wassertropfen
und räume um kurz nach sechs die
feuchten Farben wieder in ihre Schublade.
Hmpf.
2. Ich unterschreibe einen Latein-Vokabeltest.
"Ich weiß echt nicht, was da los war. Blackout, oder so...",
sagt das Kind.
Das Mysterium dieser Geschichte ist,
dass er nur einen Tag nach diesem Test,
in der Lateinarbeit eine zwei schrieb.
Da hatte einer seiner Lehrer,
mit dem ich letzte Woche aufgrund des Elternsprechtags telefoniert habe, wohl Recht,
als er die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten eines pubertierenden Gehirns beschrieb.
Manchmal geht da einfach nix.
Und man weiß nie, wann und warum.
So sind wir also alle erleichtert, dass es den Test und nicht die Arbeit erwischt hat.
*Schulterzuck*
3. Fühlt sich ein bisschen nach Heimarbeit an:
Lämpchen (statt Kugelschreiber) zusammenschrauben.
4. Bettwäsche wechseln, Waschmaschine anschmeißen.
5. Neues Terrain erkunden.
Ich traue mich auf den Trockenboden des Hauses, fege durch und spanne neue Wäscheleinen.
Bis vor ein paar Monaten hatten wir einen seltsamen Nachbarn.
Der junge Mann war krank, litt unter irgendeiner Art Verfolgungswahn und/oder Schizophrenie
und hatte die nervende Angewohnheit,
fremdes Eigentum zu beschädigen oder zu beschmutzen.
Da wollte niemand auf dem Speicher Wäsche aufhängen.
Zuerst zogen seine Eltern aus,
darauf folgten die neuen Nachbarn (aus Angst vor ihm),
dann er selbst
und nun sogar seine Schwester.
Er ward lang nicht mehr gesehen und jetzt versuche ich mal mein Glück.
6. Bis hierher gebloggt und dann das große Fenster von innen geputzt.
Erfolgreich dem Drang widerstanden,
schreiend im Kreis zu rennen,
als ich vor lauter Kram um mich herum nicht mehr gefahrlos auftreten konnte.
Stattdessen zur Beruhigung xmal bis drei gezählt,
die alte Yucca abgestaubt und die elektrischen Kerzen in den Blumen verteilt.
7. Eine offene Naht geschlossen.
8. Es gibt Gammelobst zum vergessenen Frühstück.
9. Duschen, anziehen, Tasche packen, Wäsche nach oben,
Müll nach unten bringen und um 12 Uhr bin ich auf bei der Arbeit.
Ich gucke den großen Jungs beim Hühnerball zu...
10. ... und mache mit den Kindern Hausaufgaben.
"Komisch... seit ich das Bein gebrochen habe, ist meine Mama viel netter zu mir."
:D
Seid gewarnt, liebe Eltern,
die lieben Kleinen quatschen alles aus!
11. Feierabend.
Käffchen, Keks und Buch im Lesesessel.
Beim Kind fiel mal wieder die Nachmittagsstunde aus,
doch er hat sich trotzdem in der Kantine versorgt.
Kluges Kind.
Ich wechsle für ein halbes Stündchen aufs Sofa,
während das Kind in seinem Zimmer Mathe übt.
Morgen wird die Arbeit geschrieben.
12. Nach dem Abendessen:
Abendspaziergang mit Kind.
Wir sind eine ganze Stunde lang unterwegs,
das Kind neben mir führt einen Monolog über Freunde, Schule und Spiele
und ich habe endlich mal nichts anderes nebenher zu tun,
kann einfach zuhören.
Hier kehrt nun Ruhe ein,
gute Nacht, Allerseits.
Liebe Caro,
vielen Dank für's Sammeln.
Schöne Zeit!
;O)
Mari
Sonntag, 13. September 2020
War was?
Tach, Zusammen.
Ob was war?
Aber Hallo.
Die vergangenen Wochen waren im Großen und Ganzen...
doof.
Anstrengend, besorgniserregend, ... doof.
Sie begannen mit einem Notruf für Schwiegervattern, der eine Einweisung ins Krankenhaus und einen Herzschrittmacher zur Folge hatte. Wirklich anstrengend war in diesem Fall jedoch eher, Schwiegermuttern durch ihren Alltag zu bugsieren, die die Coronaregeln im Krankenhaus weder verstand, noch behielt. Voranmelden, doppelseitigen Fragebogen ausfüllen, pünktlich einchecken und zwar allein, als einziger Besucher, Nümmerchen bekommen, gut aufbewahren und wieder abgeben müssen und das alles für 30 Minuten Besuchszeit. Ich durfte sie bis zum Aufzug bringen und dort auch wieder abholen, immer in Handykontakt mit Schwiegervattern, denn wir hätten sie in dem riesigen Krankenhaus sonst verloren. Mit Schwiegervatterns Entlassung verschwand auch die größte Sommerhitze und nachdem wir uns ein Wochenende lang quasi von frischem Pflaumenkuchen ernährt hatten, fiel mir auf, dass sein letzter Krankenhausaufenthalt genau ein Jahr zurück lag. Rettungsdienst und Pflaumenkuchen. Ich könnte mir schönere Assoziationen vorstellen.
Die Arbeit ist anstrengend. Ja klar. Ist ja auch Arbeit, ne? Fuck.
Aber die Kinder sind zufrieden. Während in Notbetreuungszeiten alle möglichst schnell nach Hause wollten, hört man nun immer wieder: "Noch nicht! Lass mich noch ein bisschen hier bleiben!". Trotz Maske, trotz getrennter Jahrgänge. Das tut gut. Sobald aber ein Rädchen im ausgefeilten Arbeitsplan klemmt, kommt alles zum Erliegen. Neulich ist den Kindern im ersten Essen ein kleiner Eimer mit Putzwasser umgekippt. Der musste natürlich aufgewischt werden, das dauerte ein paar Minuten länger als geplant und schon war an allen anderen Stellen im Haus Holland in Not. Vor Corona hätten alle einfach auf dem vorderen Schulhof gewartet, bis die Kollegin mit Tischdienst grünes Licht für's zweite Essen gab. Nun scheuchte eine Kollegin alle Kinder, die schon mit dem Essen fertig waren, auf den vorderen Schulhof, ich fing auf dem hinteren Schulhof Kinder ab, die gerade aus dem Unterricht kamen, dritte und vierte Klasse getrennt, versteht sich und die vierte Kollegin schickte die Kinder auf den Weg, die um 13:15 Uhr nach Hause gehen. Endlich im Essen, fehlten noch Kinder. Die fand ich allein in den Räumen der vierten Klasse. Die Lehrerin, die im Büro mit ihnen Hausaufgaben gemacht hatte, hatte sie Spielen geschickt. Das ist vergleichbar mit dem Warten an der roten Ampel. Bis alle wieder angefahren sind... Eigentlich bräuchten wir so einen Knopf im Ohr, leuchtende Warnwesten und Kellen, wie die Bodenlotsen auf den Flughäfen. Am besten noch eine vor die Maske geschraubte Flüstertüte, damit einen endlich wieder jemand hört, wenn man über den Schulhof brüllen muss, um Blickkontakt einzufordern.
Das Schlimmste der letzten Wochen war jedoch, dass der Schulstart des eigenen Kindes nicht schön war.
Das Kind hat einen neuen Lateinlehrer. Das war abzusehen, nach zwei Jahren geben die Lehrer an dieser Schule ihre Klassen spätestens wieder ab. Ebenfalls abzusehen war, dass es jeder Nachfolger schwer haben würde, denn der junge Mann hatte die Messlatte sehr hoch gehängt. Der Lateinunterricht machte den Kindern Spaß. Der derzeitige Lehrer ist der ehemalige Lehrer des ehemaligen Lateinlehrers. In den ersten beiden Stunden machte es noch großen Eindruck auf das Kind, quasi vom Meister persönlich zu lernen und dann beschlich ihn das Gefühl: "Ich glaub', der kann mich nicht leiden.". Weiter ging es mit: "Der nimmt mich eigentlich immer nur dann dran, wenn ich mich nicht melde." und es folgte: "Wenn der mich einmal aufgerufen hat und ich weiß die Antwort nicht, lässt der mich die ganze Stunde nicht mehr in Ruhe.". Plötzlich hatte das Kind also Angst vor einem Lehrer und wollte nicht mehr in dessen Unterricht. Was auch immer der Mann durch sein Verhalten bezwecken wollte, der Schuss ging nach hinten los, denn anstatt sich besser auf den Unterricht vorzubereiten, mied das Kind den Umgang mit den nun verhassten Büchern und jeden Gedanken an den für ihn unberechenbaren Lehrer. "Ich weiß sowieso nicht, was der von mir will, denn ich komme ja nur dran, wenn ich die Antwort nicht kenne. Ich würde dann auch mal gerne von jemandem eine richtige Antwort hören. Da hilft es mir auch nicht, wenn die anderen hinterher sagen: "Aaaaaalter, der hatte dich aber wieder in der Mobbingzange..."." Ab diesem Zeitpunkt hasste ich ihn auch und wäre liebend gern in der Schule aufgelaufen, um ihn zu würgen. Dafür bin ich aber zu gut erzogen. Auch der Vorschlag, ihn nach der Schule zu verkloppen, wurde vom Kind dankend abgelehnt. Es ist uncool, wenn Mutti sich einmischt. So konnte das aber nicht weitergehen und deshalb organisierte ich dem Kind einen Termin bei seinem Vertrauenslehrer, der zufällig auch sein Klassenlehrer ist. Von seinen Klassenkameraden kam nur: "Aaaaalter, ich würd' das nicht machen." und auf die Frage, ob ihn jemand zum Gespräch mit dem Vertrauenslehrer begleiten würde, gab es keine verlässliche Antwort. Alle hatten die Hosen voll und jeder, der jetzt denkt: "Warum spricht er denn nicht einfach mit dem Lehrer?", der gehe mal in sich und frage sich, wann er einer solch mächtigen Person in seinem Leben, zuletzt die Meinung gegeigt hat. Zum Vertrauenslehrer ging das Kind also allein, obwohl ich hatte anklingen lassen, dass vielleicht Verstärkung dabei sein würde. Im Nachhinein vielleicht ganz gut, denn dass sich andere nicht trauen, sagt ja auch was aus und das Kind wurde auf Anhieb ernst genommen. Der Vertrauenslehrer erwischte den Lateinlehrer noch am selben Tag im Lehrerzimmer, sprach mit ihm und schlug einen Termin für ein gemeinsames Gespräch vor. Dazwischen lagen vier Lateinstunden, die für das Kind erträglich verliefen. "Ich bin mal dran gekommen, als ich mich gemeldet habe und auch einmal, als nicht. Aber jetzt kommen auch mal andere dran, die sich nicht melden. Nicht immer nur ich. " Geteiltes Leid... Und zu der Stunde kurz vor dem Gespräch: "Ich konnte mich voll oft melden. Ich hatte die Hausaufgabe falsch übersetzt aber dann in der Schule richtig verstanden. Man musste eben auch da auf die Fälle achten. Der Test? Zwei. Der Herr NamedesLateinlehrers hat uns eine Liste mit Vokabeln gegeben, die wir unbedingt für die Arbeit können müssen und außerdem....laberlaberlaber." Im Gespräch meinte der Lehrer, er hätte das Kind dran genommen, weil er sich zu selten meldete und durch sein Nachbohren wollte er sicher stellen, ob der Stoff verstanden wurde oder nicht. Gut zu wissen, fand das Kind. "Heute hat er sich übrigens ein Mädchen vorgeknöpft. Aber die war lange krank und nächste Woche schreiben wir ja die Arbeit. Die muss noch einiges aufholen." Aha. Und ob dieser kleinen Hintergrundinformation hat dieses Mädchen jetzt vielleicht Schiss vor der anstehenden Arbeit aber nicht zwingend vor ihrem Lehrer.
Ich bin stolz auf das Kind. Von dem Mut und dem Charakter, den er bewiesen hat, können sich Andere eine Scheibe von abschneiden. Und ich bin stolz auf mich, weil ich mir auf die Zunge gebissen und nicht gegen diesen Lehrer gehetzt habe. Schließlich müssen die beiden mindestens zwie Jahre miteinander auskommen. Dabei hat mir der Gedanke an seine Lateinstunden täglich den Magen umgedreht und in meiner Vorstellung sieht der Mann immer noch aus, wie die männliche Form meines alten Lateindrachens. Aber jetzt ist erstmal Ruhe eingekehrt.
Ich gehe gleich wählen. Den Job im Wahllokal bin ich vorerst los. Ich wollte meinen Schriftführerkram ja an einen jungen Mann abtreten, der in den letzten Jahren immer mein Stellvertreter war. Aus mir unerklärlichen Gründen war das nicht möglich. Wer da jetzt Schriftführer ist, weiß ich nicht, als Beisitzer wollten sie mich auf jeden Fall nicht haben und haben mich meines Ehrenamtes enthoben. Herzlichen Dank auch. Naja. Hab ich heute also frei. Kann ich gut mit umgehen.
Schöne Zeit!
;O)
Mari
Freitag, 14. August 2020
Donnerstag, 13.08.20
Es ist so heiß.
Das schraubt die körperliche Belastung hoch und zur Belohnung kann ich nachts noch schlechter schlafen als sonst.
Ursprünglich hatte ich vor, eine ausgiebige Gartenrunde zu machen, zu kochen und dann zur Arbeit zu gehen und zwar ein halbes Stündchen früher als sonst, um für eine Kollegin einzuspringen. Stattdessen legte ich mich, kaum dass Kind und Gatte gegen halb acht das Haus verlassen hatten, einfach nochmal aufs Ohr und döste bis neun. Schlafen ging immer noch nicht. Duschen, sofort wieder schwitzen, ab an den Herd.
Ab neun läutete das Telefon, die ersten Geburtstagsgratulanten versuchten mich noch vor der Arbeit zu erwischen. Ich sprach mit dem Cousinchen, während ich einhändig Frikos in die Pfanne beförderte, mit Schwiegervattern, während ich Kartoffeln abgoss und als um viertel nach zehn meine Mom anrief, sandte ich ihr nur ein gedankliches "Nope, das muss warten." und ließ es bimmeln.
Schnell noch notdürftig das entstandene Chaos beseitigt, sprich: die längst überfällige Spülmaschine noch voller gestopft und programmiert und aus dem restlichen, schmutzigen Geschirr einen rekordverdächtigen Turm gebaut, flott das Rumlungersommerkleidchen gegen das Ausgehsommerkleidchen getauscht und los.
Die Kinder im Ganztag sind räumlich nach Jahrgangsstufen getrennt.
Für die neuen Drittklässler haben wir das Erdgeschoss hergerichtet, in dem sonst nur die Bastel AG und die Hausaufgabenbetreuung stattfindet. Die Viertklässler bezogen die eigentlichen Spielräume in der ersten Etage.
Bei den neuen Drittklässlern arbeiten in dieser Woche noch Kolleginnen, die schon vor der Trennung der Häuser da waren. Sie kennen die Kinder noch. Das macht allen die Eingewöhnung leichter. Ich bin demnach bei den Viertklässlern, die allesamt von sich behaupten, dass sie "im Kopf noch dritte Klasse sind". Das wird sich schnell ändern und spätestens zur Weihnachtszeit, werden sie zu unausstehlichen, durchbetreuten, kleinen Klugscheißern mutiert sein, die man bitte schnellstmöglich an die weiterführenden Schulen abtreten möchte. Ist bei den Maxikindern in den Kindergärten genauso.
Alle Kinder haben ab 11:30 Uhr Hitzefrei, keine Hausaufgaben und nur etwa die Hälfte kommt in die Betreuung. Wer aufsteht und durch die Gegend läuft, trägt eine Maske, wer sitzt, nimmt sie ab und achtet auf Abstand. Das ist nicht mehr neu, die Mehrheit hat's drauf, andere muss man mal häufiger dran erinnern und manchmal gehen auch einfach die Pferde mit ihnen durch. So wie mit den beiden Jungen, die ich aus einem kichernden Schweinehaufen aus Kissen und Kinderkörperteilen trennen musste: "Wenn es erlaubt wäre, sich gegenseitig zu würgen, hätte ich euch auch das Kuscheln und Knutschen erlauben können. Also: Nicht kuscheln, nicht knutschen, nicht würgen, kein Schweinehaufen, sondern Abstand halten.". Ich kann euch versichern, das verlangt mir so einiges ab und tut mir in der Seele weh.
Auch das eigene Kind hatte Hitzefrei und war schon Zuhause, als ich um kurz nach drei dort eintrudelte. Der Direktor hatte den Schülern den Nachmittagsunterricht erlassen, eigentlich wäre für's Kind erst um halb vier Schluss gewesen. Auf meinem Heimweg machte ich noch einen kleinen Umweg zum türkischen Lebensmittelhändler (der hat köstliche, dicke Weintrauben und es gibt gerade frische Datteln) und zum türkischen Bäcker (Baklava!).
Die meisten meiner Menschen denken nicht daran, dass ich Donnerstags eher Feierabend habe und so schellte das Telefon erst wieder weit nach vier. Die Zeit reichte mir für eine Runde Sofasitzen mit Füße hochlegen und Burtstachskäffchen. Gefeiert wird in diesem Jahr nicht und mal ehrlich: da ist nicht nur Corona dran Schuld. Ich könnte mir gerade nicht vorstellen, am Wochenende die Bude voll zu haben. Wer vermisst bei dieser Hitze denn Geburtstagsvorbereitungen wie putzen und Kuchen backen? Ich ganz sicher nicht.
Der Tag verging demnach ganz zu meiner Zufriedenheit, nur unterbrochen von lieben Glückwünschen und dem Pizzataximann.
Geschenke gab's auch.
Gatte und Kind schenkten mir ein Fernglas, mit dem ich fortan die Gartenvögel im Auge behalten kann und von den Kolleginnen gab es ein Blümchen und einen Gutschein für ein Gartencenter in der Nähe.
Nur ein schlauer Fuchs liest daraus meine derzeitigen Prioritäten.
Gegen 22 Uhr bin ich feddich mitte Welt und - Hitze hin oder her - gehe ins Bett. Ich schlafe ruckzuck ein, und zwar mit einem feuchten Gästehandtuch auf der Stirn, das ich nachts an meinen Waden wiederfinde. Aber egal, ich habe mehr als sechs Stunden Schlaf gesammelt, damit fängt der Tag für mich gut an.
Schöne Zeit!
;O)
Mari
Mittwoch, 12. August 2020
12 von 12 im August 2020
Tach, Zusammen.
Caro, von Draußen nur Kännchen,
sammelt an jedem 12. des Monats
12 Tagebuchfotos.
1. Erstes Bild, jedoch nicht der erste Kaffee.
Heute ist erster Schultag, Kind und Gatte sind bereits aus dem Haus,
ich jedoch habe Mittwochs meinen freien Tag.
Yay!
2. Nach dem Kaffee sofort runter, in den Garten.
Gewächshaus gießen.
Der restliche Garten bekam während des gestrigen Unwetters
auch noch für heute ausreichend Wasser.
3. Ernten.
4. Füttern
5. Futtern
6. Ich kann mich nicht so recht entscheiden,
was ich mit meinem freien Tag anfangen will.
Ich wurschtel irgendwie herum und zack,
sind zwei Stunden verplempert.
Ich baue eine Klimaanlage.
Das ist doch was.
7. Plötzlich fällt mir ein, was ich alles hätte machen wollen.
Die geerbte Nähmaschine ausprobieren, zum Beispiel.
Lesen.
Zocken.
Schlafen.
Schlafen wäre echt gut.
Aber es ist schon Mittag und gleich kommt schon das Kind nach Hause...
Ich schnapp' mir den Staubsauger und wische sogar durch.
Mir tropft der Schweiß in die Brillengläser.
Kein Scherz.
8. Wäsche abnehmen, aufräumen, kochen.
Nach dem Staubsauganfall ist das alles Pillepalle.
Das Kind kommt an seinem ersten Schultag verzweifelt und
vor Wut schäumend nach Hause.
Beim Essen kommt alles raus.
Dass es im Klassenraum wärmer war, als draußen.
Dass ihm mit der Maske im Gesicht die ganze Zeit schwindelig war
und er Kopfschmerzen bekam.
Dass er sich gefreut hat, seine Freunde endlich mal wieder zu sehen,
dass das den "ganzen beschissenen Maskenscheiss" jedoch nicht aufwiegen konnte.
Da trifft er sie lieber online, am PC.
Und warum um alles in der Welt hatten sie denn kein Hitzefrei????
Ich hab' keine Antworten für ihn.
9. Nachtisch und Seelenschmeichler:
Multivitaminsaft mit Vanilleeis.
10. Dann geht's wieder.
Die miese Laune ist verflogen.
Zeit, sich um Schulgedöns zu kümmern.
Schnellhefter und Hefte für morgen beschriften,
die heutigen Lateinhausaufgaben machen,
Stundenpläne schreiben,
Hausaufgabenplan austüfteln,
Tonne packen
und dann verschwindet das Kind in seinem Zimmer.
11. Ich bediene mich noch mal im Garten.
Pflücksalat für's Abendbrot,
Bohnen für's morgige Mittagessen.
12. Premiere.
Gemischter Salat aus dem Garten.
Heute reicht die Tomatenernte zum ersten Mal für eine große Schüssel.
Der Gatte und ich essen Brot dazu,
das Kind hat noch Reste vom Mittag.
Hier passiert nicht mehr viel.
Ich bin geduscht und theoretisch schon bettfertig,
praktisch ist es natürlich noch viel zu heiß, um sich hinzulegen.
"Ich fühl' mich, wie ein Würstchen in der Pfanne.",
beschrieb es der Gatte neulich so treffend.
Ich nötige jetzt noch das Kind dazu, sich zu duschen
und setze mich endlich mit einem Spiel oder Buch auf die Couch.
Morgen ist mein erster Arbeitstag.
Ich bin gespannt und freue mich wirklich sehr auf die Kinder.
Liebe Caro,
vielen Dank für's Sammeln.
Schöne Zeit!
;O)
Mari
Freitag, 26. Juni 2020
War was? - 26.06.20
Freitag, 5. Juni 2020
WMDEDGT - Juni 2020
"Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?".
Weiter im Bad.
Badezimmerputz,
Sportsachen waschen.
Sportsachen?
Jawoll.
Mittwoch war das Kind zum ersten Mal beim Kampfsporttraining,
ohne Kontakt, erstmal reines Konditionstraining.
Seitdem spürt er jeden Muskel im Körper
und stöhnt wie ein Greis.
Ich sauge einmal durch,
um neun bin ich fertig.
Völlig.
Kurzes Vormittagsschläfchen
und nach 45 Minuten bin ich...
... so müde wie niemals zuvor.
PP,
Persönliches Pech.
In der Küche geht's weiter.
Mittagessen vorbereiten.
Ich koche Hähnchengeschnetzeltes mit Reis,
mache Salat aus grünen und gelben Bohnen,
schmeiße die Spülmaschine an
und wische das Tassenregal aus.
Der Gatte hat Feierabend.
Ich schreibe mir aus den Rezepten, die ich rausgesucht habe,
eine Einkaufsliste zusammen und nach einem Käffchen
starten wir die Wocheneinkaufsrunde.
Es bimmelt zwölf, als ich die Wohnungstüre abschließe.
Maske über Mund und Nase,
Kapuze gegen den Regen tief in die Augen gezogen,
Brille beschlägt,
Zack,
steht die Mari blind auf'm Aldiparkplatz.
Coronafreuden.
Irrsinn Einkauf.
Wir laden alle Waren in unsere Einkaufswagen,
vom Einkaufswagen aufs Kassenband,
vom Kassenband zurück in den Einkaufswagen,
vom Einkaufswagen in Taschen,
die Taschen ins Auto,
aus dem Auto in die Wohnung,
aus den Taschen in die Schränke.
Ich muss bei jedem Handgriff tief durchatmen,
um keine Wutanfälle zu kriegen,
so dermaßen nervt mich diese Aktion.
Dabei dauert sie nur etwas über eine Stunde.
Für ein gemütliches Käffchen ist die Zeit zu knapp,
um 13:40 Uhr wird das Kind Zuhause aufschlagen
und Hunger haben.
Also wärme ich das Mittagessen auf, während ich die Einkäufe verstaue.
Der Gatte fummelt irgendwas an neuer Elektronik rum.
Das Internet wird noch größer, schneller, breiter.
Das (Muskel)verkaterte Kind kommt müde und pitschnass nach Hause und spricht:
"Ich glaub', ich bin gerade erst aufgewacht...".
Das hört man doch gern.
Mittagessen zu dritt,
endlich mal wieder mit "Schulverhör".
Man muss dem Kind ja alles aus der Nase ziehen
doch das Verhör ergibt, dass er in der Schule nicht nur geschlafen haben kann.
Wir bekommen Elternzettel, die erstmal niemand lesen will,
das Kind verschwindet in seinem Zimmer,
der Gatte verkrümelt sich für ein Mittagsschläfchen
und ich platziere mich mit Kaffee und Vanilleeis vor der Glotze
und gucke zwei Folgen Gotham.
Es hört auf zu regnen, ich möchte nochmal zum Bäcker,
da schickt mir meine Chefin die neue Schulmail.
Das muss ich erstmal verdauen.
Bevor Frau Gebauer ins Wochenende ging,
hat sie wieder einen rausgehauen
und dafür gesorgt,
dass an allen Grundschulen in NRW
die Köpfe rauchen.
Ab dem 15.6. soll also wieder im Klassenverbund unterrichtet werden.
Abstand halten?
Ach wo.
Mundschutz?
Brauchen die Kinder nur noch für den Gang zum Klo.
Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?
OGS soll ebenfalls in diesen Gruppen betreuen.
Eine Gruppe = ein Raum.
Keine festen Abholzeiten,
aber auf den Schulhof oder ins Gebäude sollen Eltern lieber nicht kommen.
Wie stellen sich das die Damen und Herren Politiker vor?
Dass einer von uns den ganzen Nachmittag den Pförtner spielt?
Ich grüble also, wie das funktionieren soll
und gehe letztendlich im Regen zum Bäcker.
Chance vertan.
Wieder zurück, roll ich die Mülltonnen raus
und statte den Pflanzen im Gewächshaus einen Besuch ab.
Ob es draußen regnet oder nicht - hier muss trotzdem gegossen werden.
Der Garten scheint aufzuatmen, der Regen tut ihm gut.
Mir ist es heute aber zu kalt, in der Erde zu wühlen,
ich geh wieder rein,
schlüpfe in bequeme Sachen
und telefoniere mir erstmal mit dem Cousinchen ein rotes Ohr.
Dann bloggen
und nun passiert hier nicht mehr viel.
Das Kind wird noch Reste vom Mittag essen,
der Gatte und ich schneiden das Brot vom Bäcker auf
und vielleicht gibt es einen Film im Familienkino.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Frau Brüllen,
für's Sammeln aller Beiträge.
Es hat wieder großen Spaß gemacht.
Schöne Zeit!
;O)
Mari