Dienstag, 4. Dezember 2018

Kopfrechnen und Bauchgefühl

"Ich glaube, die Mathelehrerin hat deinen Brief gelesen.
Auf jeden Fall hat sie mich mehr beachtet..."
Na also.
Das ist doch schon was.
Donnerstag hieß es nämlich noch:
"Ich hab in der Schule Mathe weder kapiert, noch gemacht!
Die meiste Zeit hab ich drauf gewartet, dass der K endlich Zeit hat,
mir das zu erklären...."
"War die Frau S. nicht da?"
"Doch! Aber wir machen doch Gruppenarbeit und rechnen jede Stunde eine neue Station.
Frau S. war in der Klasse unterwegs und hat hier und da erklärt aber man sollte bei Problemen erstmal die Gruppenmitglieder fragen. Die müssen das aber auch erstmal checken. Die M hat das dem K erklärt. Die kann zwar Mathe, aber nicht gut erklären. Irgendwann hat der K es dann rausgekriegt und mir gesagt. Jetzt hab ich nur voll wenig geschafft, muss bis morgen die komplette Station rechnen, hab aber keinen Schimmer mehr, wie das geht!!!"
Meine Fresse.
"Ich hätte mich melden sollen... ich hätte sie rufen sollen..."
Ja. Hätte, hätte, Fahrradkette.
Jetzt kann man aber doch dem Kind keinen Strick daraus drehen,
dass er sich an die Regeln der Lehrerin gehalten hat.
Und weil ich am folgenden Tag, also Freitag, von morgens bis abends im Laden war,
schrieb ich Frau S. einen Brief.
Nachdem ich dem Kind anderthalb Stunden Nachhilfe gegeben hatte, natürlich.
Und jetzt kommt mir nicht mit: Najaaaaa, kann doch nicht so schwer sein....
Mathe 6. Klasse, bissken Bruchrechnen wird man doch noch hinkriegen....
Ja, Scheiße!
Klar, löse ich die Aufgaben irgendwie
aber wie erklärt man sie einem Zwölfjährigen,
der beim Anblick dieses Haufens gemischter Brüche und Klammern am liebsten
hinschmeißen und weglaufen würde?
Gemischte Brüche und Klammern sind jetzt auch nicht so mein alltägliches Handwerkszeug.
Und jetzt kommt mir auch nicht mit: Typisch Mädchen. Hausfrau. Die macht doch irgendwas mit Bücherlesen, oder?...
Pah. Der Gatte musste am Wochenende am eigenen Leib erfahren,
wie lang dieser Bruchrechenscheiß her ist.
Und der ist Mann. Ingenieur. Und macht irgendwas mit Computern...
Hab ich Frau S. also geschildert, was ihre Gruppenarbeit hier bei uns Zuhause für Wellen schlägt.
Woher soll die das sonst auch wissen?
Kommt doch kein Sechstklässler zu ihr und sagt:
"Nachdem meine Mutti mir Mathe erstmal erklärt hatte, lief es eigentlich ganz gut...".
Da heisst es: Wer hat die Hausaufgaben und wer nicht?
Und diejenigen, die eigentlich Zuhause noch zusätzlich üben müssten, um das Erlernte zu festigen,
haben es gerade mal geschafft, den Stoff der Stunde aufzuholen.
Das ist doch Kacke.
Vielleicht verstehe ich auch die Zielsetzung nicht.
Nein, nicht vielleicht.
Ich verstehe sie nicht.
Wieso neue Mathethemen in Gruppenarbeit?
Was sollen die Kinder dabei lernen?
Soll ich mal orakeln?
Die guten Matheschüler lernen, dass schlechtere sie von der Arbeit abhalten und
die schlechteren lernen genau das, halten zukünftig die Klappe und schreiben eben ab.
Ich komme ja ursprünglich aus der Elementarpädagogik.
Da darf man ohne ordentliche Zielsetzung nicht mal in Pfützen springen.
Ich finde, Ziel einer jeden Unterrichtsstunde sollte sein,
dass alle Schüler den Unterrichtstoff verstanden haben.
In der Realität, manchen Fällen und Fächern vielleicht wirklich unmöglich,
da Schüler ja keine Maschinen sind,
sondern erhebliche Eigendynamik in "kapier ich nicht" entwickeln können.
Aber warum nicht nach den Sternen greifen und ein höheres Ziel wenigstens anstreben?
Die Klasse sich selbst zu überlassen ( Ich dramatisiere nicht. So fühlt sich das Kind.) ist meiner Ansicht nach kontraproduktiv.
Aber wie gesagt: ich kenne die Zielsetzung nicht.
Fragt man das Kind nach seiner Meinung, sagt er:
"Vermutlich macht sie das, damit es in der Klasse leiser ist."
Ja.
Wenn in jeder Arbeitsgruppe nur ein Kind aus Hilflosigkeit verstummt,
dann wird es schnell ruhig im Klassenzimmer.
Das lässt sich bestimmt auch ausrechnen.
In Brüchen...
Mannomann.
Ich bin sowas von pro Frontalunterricht.
Außerdem bin ich voll für Lehrer, die auf den Tisch hauen,
um für sich und ihr Fach die nötige Ruhe einzufordern.
All das habe ich der guten Frau so nicht geschrieben.
Wie gesagt, ich habe ihr nur unsere Situation geschildert.
Das Kind sieht ein, dass man was tun muss,
denn sonst läuft alles einfach so weiter und irgendwann zwangsläufig an ihm vorbei.
Wir mussten ihm auch versichern,
dass niemand seiner netten Frau S. an die Karre fahren möchte.
Nur Problembewusstsein schaffen,
mehr nicht.

Freitag war ich also im Laden
und gleich drauf zur Schmuckparty der weltbesten Nachbarin, die keine Nachbarin mehr ist.
Schön war's, diesmal gab es grünes Geschmeide für mich.
Weiß nicht genau, so gegen Mitternacht war ich Zuhause und auch fix im Bett.
Samstagmorgen wieder im Laden.
Als ich nach Hause kam, war das Kind beim Sport und
der Gatte arbeitete sich durch den Wochenendeinkauf.
Am Nachmittag dann alle mal kurz vereint,
abends hatte der Gatte Ausgang.

Sonntag war ich den ganzen Tag mit Chefin und Stempeln auf dem Kreativmarkt in Mülheim.
Wir haben zum ersten Mal bei Regen das Auto laden müssen.
Pfui.
Abends, kaum zur Türe rein, informiert uns die weltbeste Nachbarin darüber,
dass ein Freund gestorben ist.
Krebs ist und bleibt ein Arschloch.

Gestern hatte ich dann Tag des unruhigen Darms.
Vormittags auch mal kurz Schweißausbrüche,
plötzlich erhöhte Temperatur.
Ohne Umschweife einfach ins Bett gelegt,
fast 2 Stunden gedöst,
Fieber weg.
Das wunde Gefühl im Innern bleibt.
Mein Bauch macht ganz ähnliche Geräusche,
wie unser Kühlschrank.
Der kann nämlich Tierstimmen imitieren.
Ich verstehe immer nur: "Bitte keinen Kaffee!"
Na gut.
Schlecht geschlafen.
Es war zu laut.

Gleich fahre ich den Gatten zur Arbeit und hole ihn erst Samstag wieder ab.
Er bildet sich in Berlin fort.
Bruchrechnen sitzt nicht mehr richtig.

Das Kind hat ausnahmsweise später Schule,
den wecke ich erst, kurz bevor wir losfahren
und vielleicht treffe ich ihn gleich auch noch Zuhause an.

Eigentlich habe ich viel Haushaltsgedöns auf dem Plan
aber im Zweifel werde ich lieber den Ball flachhalten
und meinen Auabauch kraulen.
Morgen ist nämlich schon Nikolausabend.
Ratet mal,
wer da Bücher verkaufen wird.

Außerdem liegt hier eine Trauerkarte,
die geschrieben werden muss...



Schöne Zeit !

;O)

Mari








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