Montag, 14. Juli 2014

Gestatten, mein Name ist Luke - Teil 2



"Wo war ich stehengeblieben?
Ach ja.
Mein Menschenweibchen starb.
Das ist jetzt 3 Jahre her.
Das Männchen traf Vorbereitungen,
die Wohnung zu verlassen.
Und mich.
Er könne meine Nähe nicht ertragen,
sein Verlust sei zu groß.
Also sprach er die Menschen in meinem Revier an.
Aber wer will schon einen erwachsenen Kater?
Dass ausgerechnet ein Menschenrudel mit einem kleinen Kind
an mir Interesse haben würde,
hätte erstmal niemand vermutet.
Ich am wenigsten.
O.k., Menschenkinder sollen "den Umgang mit Tieren" lernen.
Meist lernt dann aber ein junges, unerfahrenes Tier,
wie es den Umgang mit der
verantwortungslosen Menschenbrut
am ehesten überlebt...
Irgendwann vor drei Jahren,
tauchte also ein menschliches Muttertier in unserer Wohnung auf.
Mein Menschenmännchen zog mir mein Katzengeschirr an,
machte die Leine daran fest,
stopfte mein Futter und sonstiges Zeug in eine Tasche und
setzte uns vor die Tür.
Das verdutzte sogar das Muttertier.
Damit hatte sie nicht gerechnet.
Sie hätte sich gern ein wenig auf mich eingestellt,
mich anders willkommen geheißen.
Stattdessen nahm sie mich auf den Arm,
trug mich aus meinem Haus heraus
und drei Haustüren weiter in ihre Wohnung.
Dort setzte sie mich ab und ich floh,
die doofe lange Leine hinter mir herziehend,
unter ihr Bett und blieb dort, bis sie mein Klo aufgestellt
und meine Schälchen gefüllt hatte.
Dann zog sie mich unter dem Bett hervor,
packte mich im Nacken, drückte mich zu Boden
und löste die Leine vom Geschirr.
Ich fauchte, knurrte und schrie und als sie mich wieder los ließ,
erwischte ich das Menschenjunge,
das die ganze Zeit um uns herumgezappelt hatte, 
ordentlich mit den Krallen an seiner Hand.
Das hielt ihn mir erstmal auf Abstand.
Die ersten beiden Tage verbrachte ich also unter diesem Bett.
Das Muttertier schaute regelmäßig vorbei, ich knurrte sie an,
sie lachte jedes Mal und meinte,
es gäbe also doch tatsächlich Monster da drunter.
Nachts erkundete ich die Wohnung.
Ich versuchte auch, die Wohnungstüre aufzubrechen,
doch ich konnte nur den angeleimten Zugluftstopper abmontieren.
Am dritten Tag zog ich unter ein niedriges Tischchen in der damaligen Küche um.
Dort war ich genauso sicher,
bekam vom Tagesgeschehen aber mehr mit.
Dann kam plötzlich und für mich völlig unerwartet,
 mein ehemaliger "Besitzer" zu Besuch.
Ich war froh, eine vertraute Stimme zu hören,
kroch unter dem Tisch hervor,
schnurrte und spielte mit den Menschen
um mich herum.
Ich ließ mir das Geschirr abnehmen, das ich immer noch trug.
Dann verabschiedete er sich und ging.
Ich habe ihn nie wieder gesehen,
doch es war o.k.,
- eine eindeutige Geste:
Er ging ohne mich,
ICH würde also bleiben.
Zeit, sich diese Menschen hier genauer anzusehen ...
Um nochmal auf mein Revier zurückzukommen:
ich kannte alle Hausbewohner natürlich schon flüchtig.
Schließlich wohnen sie in meinem Revier.
Ich habe sie schon vorher von der Gartenmauer aus beobachtet,
oder von der Dachrinne aus in ihr Küchenfenster geguckt.
In diesem Haus wohnen zwei Muttertiere.
Das eine lebt allein im Erdgeschoss.
Ihr Junges hat das Nest bereits verlassen.
Das andere wohnt, zusammen mit ihrem Männchen, ihrem Jungen
und nun auch mit mir, in der oberen Etage.
Offensichtlich wussten sie auch schon vorher, wer ich bin,
denn sie riefen mich oft beim Namen,
versuchten mich zu locken ...
... aber so einer bin ich nicht.
Ich suche mir zwei Menschen aus,
auf deren Schoß ich mich traue, einzuschlafen.
Diese beiden müssen dann reichen.
Andere fassen mich besser nicht an.
Ich kam also immer häufiger unter meinem Tisch hervor.
Vorzugsweise, wenn das nervige Kind schlief.
Nach zwei Wochen traf ich mich bereits abends
mit dem Männchen und dem Weibchen zum Fernsehen auf dem Sofa.
Ich gewöhnte mir an, nachts zu schlafen.
Tagsüber hatte ich dann Langeweile.
Am liebsten ärgerte ich also das Menschenkind.
Wann immer es mir in der Diele entgegen kam
- ich sorgte dafür, dass es häufig genug der Fall war -
schlug ich ihm in die Kniekehle.
Rein prophylaktisch.
Ich hatte nie die Krallen draußen,
boxte ihn nur,
doch er versuchte, in der engen Diele
riesige Bögen um mich zu machen
und quietschte so herrlich verängstigt.
Ich konnte es nicht lassen.
Eines Tages, als ich mit dem Muttertier allein war,
sagte sie:
 "Kater, du hast 'nen Budenkoller.
Zeit, raus zu gehen."
Sie zog mir also wieder Geschirr und Leine an
und führte mich die Treppe hinunter,
zur Hoftüre hinaus, in den Garten.
Wie gesagt:
Mein Revier.
Deshalb war ich am zweiten Tag auch leicht verstimmt,
als sie mich nach ein paar Minuten schon wieder zurück in die Wohnung schob.
Ich musste mir also, zum zweiten Mal in meinem Leben,
das Recht auf mein Revier erkämpfen.
Als sie das nächste Mal die Wohnungstüre einen Spalt öffnete,
schoss ich an ihr vorbei, die Treppe runter, in den Garten.
Sie hinterher.
Ich versteckte mich vor ihr in den Büschen,
dachte, sie wolle mich fangen,
doch das tat sie nicht.
Sie setzte sich auf ein Mäuerchen und rief mich.
Und ich kam.
Und wurde gekrault.
"Erstmal ...
lass ich oben die Tür offen",
sagte sie und ging wieder in die Wohnung.
Ich war so überrascht,
dass ich ihr nur wenige Minuten später folgte.
Kaum war ich drin,
schloss sie die Tür!
Unerhört!
Ich also: zur Tür und dran gekratzt.
Muttertier kommt, Tür auf,
ich raus, Tür zu.
Wie bitte???
Die spinnt wohl!!!
Also: zur Tür und dran gekratzt.
Muttertier kommt, Tür auf,
ich rein, Tür zu.
Häh???
Hat die 'se noch alle???
Ich will raus!!!
...
Irgendwann waren wir uns einig,
dass ich an der Türe kratze,
wenn sie mir jemand öffnen soll.
Seitdem komme ich nur noch tagsüber oder
zum Fernsehen am Abend in die Wohnung.
Die Nacht ist nicht zum Schlafen da."



Schöne Zeit !

;O)

Luke

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