Mittwoch, 29. August 2018

KKK - Kind, Krise, Kirmes

Mittwoch: Erster Schultag in der 6. Klasse.
Lateinlehrer cool.
Schulfächer cool.
Jetzt nämlich auch Philosophie und Politik.
Cool cool cool.
Das Kind hat den Kumpel zur Wahl des neuen Klassensprechers vorgeschlagen
und er gewann haushoch,
obwohl oder gerade weil er gar nicht anwesend war.
Weiß man nicht genau.
Er nahm die Wahl nach Schulschluss telefonisch an.
Mari hatte Autotag.
Den Gatten zur Arbeit gefahren.
Einkaufen.
Böden wischen.
Essen kochen.
Kind abholen, weil: viele schwere Bücher im Tornister.
(Kurzzeitig war ich auch cool, weil: echter Kartoffelpü mit Spinat.)
Schon wieder einkaufen.
Schulzeug für die morgige Lateinstunde.
"Ich will das heute sofort besorgen, weil..."
Cool, halt.
Da er nun schon mal mit dabei ist,
muss das Kind 1000 Sporthosen anprobieren.
Eine überteuerte Jogginghose gekauft,
da das Billigzeug mal wieder nicht passte.
Mein Ansehen sinkt, Umkleidekabinen = uncool.
Zuhause dann Hefte beschriften,
Tonne packen,
Kind soll zum Rudern,
ich würde ihn sogar hinfahren,
bevor ich den Gatten schon wieder abholen muss,
doch das Kind explodiert wie ein defekter Schnellkochtopf.
Ich bin natürlich Schuld, er schreit mich an.
Türen knallen.
Pf.
Hab ich jetzt keine Zeit mehr zu.
Gatten abholen,
Brötchen kaufen,
Zuhause hat das Kind sich etwas abgekühlt
und entschuldigt sich.
Ich kann ihn so gut verstehen,
aber anbrüllen lasse ich mich nicht.
Diese Bearbeitung der Materiallisten
und die Organisation  drumherum ist zeitaufwendig,
nervig und - mal ehrlich - in ihrer peniblen Genauigkeit
mitunter auch völlig schwachsinnig.
Aber wenn es so bestellt wird...
Zum Beispiel Kunst.
Das Kind steht auf Bleistifte unterschiedlicher Härte.
Er zeichnet gern, hat 5 verschiedene Härtegrade im Mäppchen
und hütet die Stifte wie seinen Augapfel.
Die Lehrerin kann das natürlich nicht ahnen
und gibt allen den Auftrag, nächste Woche zwei bestimmte Stifte mitzubringen.
Einen harten, einen weichen.
Genau einen solchen harten hat er,
den weichen nicht.
Den will er eigentlich auch gar nicht.
Er hat nur noch und noch weicher.
Was nun?
Kauft er einen Stift, den er nicht haben will
oder vertraut er erstmal seinen eigenen Erfahrungen?
Solcher Kleinkram treibt das Kind an die Grenzen des Wahnsinns.
Ich bin gespannt, wie er sich entscheidet.
Ich werde stillhalten und mich notfalls wegducken.

Der zweite Schultag verlief kaum anders.
In der Schule Partytyp,
Zuhause Poltergeist.
Der Lateinlehrer hat so einiges auf dem Herzen.
Er will eine Sammelbestellung für Lernboxen und eine Whatsapp-Gruppe ins Leben rufen.
Brauchen wir beides nicht.
Lernbox ist schon
und Whatsapp kommt uns nicht mehr ins Haus.
Der Gatte meint nur: "Die spinnen, die Römer..."
Da hat wohl jemand die Nutzungsbedingungen nicht gelesen.
Ab 16, Metadaten futsch, bald mit verbraucherorientierter Werbung...
Ich reg' mich erstmal so richtig auf.
Das Kind hat derweil Zukunftsängste.
Was, wenn er DAS ALLES nicht schafft?
Er hat gehört, dass es ab der sechsten viiiiiiiel mehr Hausaufgaben gibt.
In Mathe hängen sie hinterher,
die Lehrerin hat schon regelmäßige Hausaufgaben angedroht.
Es sind drei Sitzenbleiber in die Klasse gekommen.
Das wäre sein Horror.
Sitzenbleiben.
Raus aus dem Klassenverband...
Ich muss ihm mal klarstellen, dass er sich im letzten Schuljahr nicht überarbeitet hat
und trotzdem ein guter Schüler ist.
Damit er nicht ins Straucheln kommt,
erarbeiten wir ihm einen Hausaufgabenplan.
Mo-Fr jeweils die Hausaufgaben für 2 Hauptfächer und ein Nebenfach,
dazu abwechselnd Latein- oder Englischvokabeln.
Am Wochenende je 1 Hauptfach und 1 Nebenfach plus Vokabeln.
Er hatte noch keine einzige Schulwoche,
in der es in jedem Fach was auf gab
aber man muss ja mit dem Schlimmsten rechnen. ;0)
Abends machen das Kind und ich noch einen ausgiebigen Spaziergang durchs Viertel,
bis die Laternen angehen
und kauen alles nochmal durch.
Gesprächsbedarf.
Sich erden.
Freitagmorgen rufe ich in der Schule an und
teile dem Lehrpersonal meine Meinung zu Messengergruppen für Hausaufgaben im Allgemeinen
und Whatsapp im Speziellen mit.
Armer Herr Erprobungsstufenkoordinator.
Musste schon wieder dran glauben.
Augen auf, bei der Berufswahl.
Das Kind wächst in einem technikaffinen Haushalt auf.
Das Interesse an einer Sache
muss jedoch nicht unweigerlich zu Dummheit, Naivität, Kritikunfähigkeit oder Abhängigkeit führen.
Man probiert viel aus und macht auch dementsprechende Fehler
aber solange man noch feststellen kann,
dass dies oder das ein Schuss in den Ofen war,
hat man am Ende nur dazugelernt.
Es gibt Kinder in der Klasse,
die besitzen gar kein Smartphone.
Fallen die einfach aus der lateinischen Statistik raus?
Neun von zehn Leuten finden Mobbing super.
Macht noch mehr Spaß,
wenn der Lehrer unter der Mehrheit ist.
Ehrlich: Die können sich ihre Elternabende zum Thema Cybermobbing in den Allerwertesten schieben.
Habe ich dem Herrn Erprobungsstufenkoordinator auch verdeutlicht.
Er meint, er wird sich kümmern und mir Rückmeldung geben.
"Ich bin da ganz bei Ihnen, Frau Mariönkes."
Hört, hört.
Wusste halt nur von nix.
Kind weiß von alldem auch nix.
Er kommt Freitag mit dem Plan nach Hause,
den mühsam ausgetüftelten Hausaufgabenplan zu ignorieren
und stattdessen mit dem Kumpel zur Kirmes zu fahren.
Nach dem xten Telefonat stellt sich raus,
dass die Kumpelmutter ihren Spross nicht unbeaufsichtigt dorthin lässt
und da sie selbst keine Zeit hat,
spiele ich die Anstandsdame.
War überflüssig.
Aber ich konnte mir Salzgurken kaufen.
Das war wiederum gut.
Ohne mich im Schlepptau
hätten die Jungs vermutlich ihr komplettes Budget in Autoscooterfahrten gesteckt
(was mir völlig schnuppe war, denn Kirmesgeld ist Kirmesgeld. Das macht keinen Sinn, nur Spaß.)
und wären auch viel länger am Rand der Fahrbahn stehen geblieben.
So cool, halt...
Ganz nah an den Lautsprecherboxen ...
Hat aber letztendlich allen gut gefallen.
Auf dem Heimweg würde ich dann vom Kind zurechtgewiesen,
Ich solle aufhören, zu quengeln,
es wären nur noch höchstens 100 Schritte bis zur Haustür.
Mir taten aber die Füße weh
und gelogen war es auch.
Es waren 135.
Der kriegt alles wieder, das sag ich Euch. :0)
So.
Heute steht noch eine Tour durch diverse Geschäfte an.
Unter anderem wollen wir dem Kind eine neue Schreibtischplatte besorgen.
Das wird sicher wieder lustig bis irre.

Schönes Wochenende!

;0)

Mari

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