Sonntag, 21. Juli 2019

Jugendschutz

Das Kind hat Ferien.
Er verschläft den Vormittag, ist bis in die Puppen wach.
Was das angeht, erinnert es mich sehr an genau jenes Verhalten,
das man ihm als Kleinstkind abgewöhnen musste,
damit überhaupt mal irgendwer in der Familie zur Ruhe kam.
Dieses Erziehungsziel in den Ferien ad acta zu legen,
fällt mir mitunter schwerer als erwartet,
doch ich klopfe mir täglich brav auf die Finger und sage mir:
Lass ihn in Ruhe.
Du erinnerst dich doch daran, wie schön das war...
Schlaaaaaafen...
Erst kurz vor'm Mittagessen aufstehen...
Den ganzen Tag im Schlafanzug vertrödeln...
Sich langweilen und
aus der Langeweile heraus,
etwas ganz Neues finden,
das die Stunden im Nullkommanix verfliegen lässt...
Montag waren wir bei Oma,
Dienstag auf der Geburtstagsfeier meiner Tante,
am Mittwoch feierte das Kind den
"Tag des uneingeschränkten Medienkonsums" im Schlafanzug,
seit Donnerstag hat er den Werkzeugkasten in Beschlag genommen
und hantiert mit Holz, Feile und Säge.
Außerdem ging der halbe Nachmittag dafür drauf,
sich mit einem Freund zu verabreden.
Sie tüftelten an dem Plan,
Freitag allein zu zweit ins Kino zu fahren.
Der Freund ist etwas älter, gerade 14 Jahre,
jedoch nicht unbedingt erfahrener in Sachen Selbständigkeit.
Man muss auch so Vieles beachten...
Habe ich überhaupt Zeit
oder wurde die von den Eltern schon wieder mal verplant?
Kann ich mir das zutrauen?
Gibt es Tricks und Kniffe, von denen ich noch nie gehört habe?
Telefonkonferenz.
Das Kind suchte die Kinovorstellung heraus.
Der neue Spiderman sollte es werden,
Beginn 19 Uhr irgendwas,
denn nur die Abendvorstellungen sind in 3 D
und wenn schon, denn schon.
Der Freund fand einen passenden Bus,
in den sie beide nacheinander einsteigen könnten.
Wie kommen wir eigentlich zurück?
Es ist ja dann schon spät...
Das vertrauliche Telefonat wurde um zwei Mütter erweitert.
Kann uns jemand abholen?
Klar.
Klar.
Ja, wer denn jetzt?
Die Mutter des Freundes greift schnell zu.
Wo denn dann? Am Parkhaus?
Da ist auch ein kostenfreier Parkplatz,
aus dem Kino raus, rechts...
Der Mutter des Freundes wird es zum Glück bald zu bunt.
Sie treffen sich vor dem Kino, Punkt.
Wie sie da hin kommt und wo sie parkt,
das soll mal schön ihre Sorge sein.
Die Telefone verschwinden wieder in ihren Zimmern.
Ich schreibe dem Gatten von den Plänen der beiden,
weil ich finde, der darf von einem sturmfreien Abend auch erfahren
und der kommt dann mit:
Dürfen die das überhaupt?
Abendvorstellung?
Oh mann...
das wär's jetzt...
Ich lese auf der Kinoseite nach,
finde nix Konkretes,
doch die Gesetzeslage ist eindeutig:
Das Kind ist noch keine 13 Jahre
und darf deshalb noch nicht ohne Aufsichtsperson in Filme,
 die nach 20 Uhr enden.
Also alles auf Start.
Das Risiko, gar nicht erst ins Kino gelassen zu werden,
ist einfach zu groß.
Enttäuschung, Gemecker.
Noch nicht mal 3D...
Sie fangen sich aber schnell wieder, denn:
"Wenn wir früher gehen,
können wir auch allein zurück fahren..."
Das ist doch was.

Freitagabend warten der Gatte und ich auf das Kind.
Der kommt freudestrahlend und mit stolz geschwelltem Kamm zurück
und erzählt...
Hinfahrt, Kinokarten kaufen, alles easy peasy.
Es wäre knapp geworden,
wenn vorab nicht so viel Werbung gezeigt würde.
So konnten sie sich aber locker noch einen Napf Popcorn und
ein Getränk besorgen.
Der Freund läuft mit Kinokarten und seinem Getränk vorneweg,
das Kind hat wegen des Popcorns beide Hände voll
und latscht ihm einfach hinterher.
Der Freund hat jedoch nicht viel Erfahrung in der Sitzplatzsuche,
sie irren hin und her,
scheuchen das halbe Kino von den Sitzen,
Platz gefunden,
der Film fängt an,
uff, geschafft.
Schnelle Kamerafahrt durch einen Wald,
in ein Haus,
im Regal sitzt eine Puppe,
Kamera rast wieder aus dem Haus,
vor dem Haus ist ein Junge,
dieser Junge ist nicht Peter Parker...
Kind fragt Freund:

"Sachma, wir sind jetzt in Kino 2, oder?"
"Ja."
"Stand auf dem Plakat unten nicht Kino 5???"


Doch nochmal die Karten kontrollieren,
da müsste das ja auch drauf stehen...
Tatsächlich.
Falsches Kino.
Also Sachen packen,
alle Leute wieder aufscheuchen,
raus aus dem Vorführraum,
rein in den Vorführraum,
wieder umständlich den Sitzplatz suchen,
Spiderman gucken.

"In Kino 2 lief Annabelle 3!
Deshalb haben uns alle im Kino so doof angeguckt!
Der ist ab 18!"

Nicht ganz.
FSK 16.
Für alle, die -wie ich, ich musste auch erst nachfragen-
auf dem Gebiet der Horrorfilme
nicht so bewandert sind:
Annabelle ist eine bösartige Puppe.
Das gab es ja schon mal
aber ob sie mit diesem Chucky verwandt ist,
weiß ich nicht...


Was hab' ich gelacht
und muss es immernoch.
Ich sehe die beiden vor meinem geistigen Auge,
wie sie, hektisch und peinlich berührt,
aus diesem Kinosaal schleichen...
Das muss ein Bild für die Götter gewesen sein.
Ich kann nicht anders,
das ist witzig.
Allerdings lacht hier, wie bei jeder guten Slapstick,
nur die Schadenfreude
und die zählt bekanntlich nicht zum feinen Sinn für Humor.
 Sobald das Hyänengelächter aus-
und der Kopf eingeschaltet ist,
bleibt nur bestürzte Fassungslosigkeit
ob der skandalösen Art und Weise,
wie hierzulande mit jungen Menschen umgegangen wird.
Nochmal:
Die Jungs haben auf die 3D Vorstellung verzichtet,
weil das Kind erst in drei Monaten 13 wird.
Nachdem sie also ihr Geld an der Kinokasse und am Kiosk gelassen hatten,
ließ man sie in einen Horrorfilm latschen.
 Der Gatte fragte zu Recht:
"Können wir die jetzt verklagen?"
Was war da los?
Schlampige Mitarbeiter oder schlicht gar kein Personal?
 Ok, Fehler sind da, um gemacht zu werden
aber ich bin mir sicher,
dass der Situation eine einfache Rentabilitätsrechnung zugrunde liegt.
Deshalb auch die Vorstellungen in 2D am Nachmittag.
Wer, bitteschön, geht denn Nachmittags ins Kino?
Doch nur die,
mit der ermäßigten Eintrittskarte.
Das schmälert die Gewinnspanne.
Das ist unerhört, ungehörig, ungerecht
und ein Beispiel dafür,
dass die harmlosen Guten
den Schurken auf den Leim gehen.
Pfui Spinne.

Gemecker Ende

Ferien gehen weiter.


Schöne Zeit!


;O)

Mari






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