Mittwoch, 26. Juni 2019

Aus Schaden wird man klug

Ganz so entspannt, wie ich mir das vorgestellt hatte,
begann unsere Hitzewoche nicht.
Wäre auch zu schön gewesen, nicht wahr?
Montagmorgen, das Kind bekommt nur sein halbes Frühstück runter,
ihm ist "irgendwie übel",
hat Kopfschmerzen,
will sich nicht aufsetzen,
erst recht nicht stehen oder gehen,
er wirkt, als sei er verkatert.
Das war gestern Abend schon so,
er konnte erst nach Mitternacht einschlafen,
also Fenster zu, Rollo wieder runter und
ab, zurück ins Bett mit ihm.
Von außen brezelt bereits die Sonne auf die Hauswand,
die Kinderzimmertüre bleibt deshalb sperrangelweit offen,
 Klimaanlage für Arme.
Kind schläft trotzdem auf der Stelle wieder ein.
Um halb acht rufe ich in der Schule an und teile dem Sekretariat mit,
dass das Kind Zuhause bleibt.
"Sie wissen aber, dass Sie eine ärztliche Bescheinigung brauchen?
Es war ja langes Wochenende..."
Fuck
Sag ich natürlich nicht, sondern irgendwas wie:
"Haha, jaja, Danke, Tschüss".
Dann erst.

Na gut, Kinderarztpraxis öffnet um 9 Uhr,
drehe ich einfach ein wenig an der Reihenfolge der Dinge,
die ich erledigen muss, dann passt das.
Wäsche und Spül sortieren,
Aufräumrunde,
Treppenhaus durchwischen,
schon lohnt sich die Dusche.
Ich schreibe dem Kind einen Zettel:
"Bin einkaufen und beim Doc",
und los geht's.
Nur andersrum.
Erst zum Doc, denn es ist schon fünf nach neun.

"Attest? Das dürfen wir Ihnen nicht mehr einfach so rausgeben.
Das Kind muss zum Doktor rein..."
Fuck
Fuckfuckfuckfuckfuck
Im Stechschritt zurück nach Hause.
Ich zerre das Kind aus dem Bett,
der weiß gar nicht recht, wie ihm geschieht.
Zwei Flaschen Wasser,
eine Dose Kräcker,
ein Kartenspiel einpacken
und zurück zur Praxis.
Es ist 10 Uhr, vermutlich sind wir die letzten Patienten ohne Termin.
Wir warten.
Im Wartezimmer ist es heiß
und voll
und heiß.
Die Fenster stehen offen,
denn die Menschen brauchen Luft zum Atmen.
All diese Menschen,
vor allem die vielen, weinenden Kinder.
Bei dieser Hitze unbequem nur rumzusitzen, ist für mich der Tod.
Meine Beine schmerzen, die Füße schwellen an.
Das schlappe Kind hängt immer irgendwie auf mir rum.
Um 13:15 Uhr, 
nach nur 3 Stunden Wartezeit
und passend zum Schulschluss,
verlassen wir die Praxis.
Mit einem Attest für Montag UND Dienstag,
denn der Doc hatte für uns den weisen Ratschlag,
dass das Kind sich einen Tag ausruhen sollte.
Ach, nee.
Er vermutet irgendeinen Infekt,
mit dem der Körper zu kämpfen hat,
hat man ja schon mal...
Ach, was.
Sollte das am Mittwoch dann nicht weg sein:
verlängern kann man so ein Attest immer ganz unproblematisch...
Na, sowas.

Draußen tobt die Hitze
und anstatt, wie morgens geplant, in einen Supermarkt zu gehen,
um dem Kind etwas Schonkost zu kaufen,
stapfen wir in den nächstbesten Schrömmelsladen
und erstehen drei Spülschüsseln.
Für jeden eine.
Dann auf schnellstem Wege nach Hause,
denn uns beiden hängt der Magen bis zu den Knien.
"Wie sieht's aus? Meinst du, du verträgst die Reste von gestern Abend?"
"Spaghetti Bolo? Klar!!!"
Wäre das auch geklärt.

Und was lernen wir jetzt aus dieser Geschichte?
Kind und ich treffen folgende Entscheidung für die Zukunft:
Beim nächsten Fall von Unwohlsein, vor oder nach irgendwelchen Schulferien,
der nicht auf eine ernsthafte, längere Erkrankung schließen lässt,
geht das Kind zur Schule.
Notfalls fahre ich ihn hin.
Einmal dort,
lässt er sich sofort wieder nach Hause schicken,
 ist somit nach einem Stündchen wieder im Bett,
ruht sich aus,
fertig.

Ich bin so wütend...

Nicht auf das Kind.
Wir Erwachsenen haben gelernt, unseren Körper einzuschätzen
und ein Vormittag,
an dem es mal nicht so super läuft,
ist in der Regel auch kein Beinbruch.
Für ein Schulkind kann ein solcher Vormittag in der Klasse
zur Hölle auf Erden werden.

Nicht auf den Doc,
denn offensichtlich wurde sein Vertrauen missbraucht.

Nicht auf die Schule,
denn siehe oben
und gesetzliche Vorgaben und überhaupt.

Ich bin stinksauer auf Arschlocheltern, die glauben,
dass das Reisen, inner- und außerhalb der Ferien,
zu ihren persönlichen Grundrechten gehört
und eine Urlaubsbuchung schwerer wiegt,
als die Schulpflicht ihrer Kinder.
Ich könnte kotzen,
wenn ich mir vorstelle,
dass solche dummdreisten Panneköppe
uns einen derart beschissenen Wochenanfang beschert haben.

Ich wurde dazu erzogen,
anderen Menschen nichts Schlimmes zu wünschen.
Das tut man nicht.
Jetzt sind wir aber alle keine Heiligen
und ich klammere mich deshalb an eine kleine,
wie ich finde,
durchaus vertretbare, Gehässigkeit.
Ein Familienfluch, sozusagen.

Oben genannten Eltern wünsche ich,
mit sofortiger Wirkung,
einen winzigen, völlig harmlosen,
juckenden Ausschlag an den Popo
und eine dementsprechend entspannte Restwoche.


Allen anderen eine schöne Zeit!

;O)

Mari



2 Kommentare:

  1. Du hast sowas von Recht 👍😊

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    Antworten
    1. Danke.
      Noch ärgerlicher ist, dass unzählige Familien bereits dieselbe Erfahrung gemacht haben werden...
      Schönen Tag!

      Löschen

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