Freitag, 26. Juni 2020

War was? - 26.06.20

Tach, Zusammen.

Heute ist mein letzter Arbeitstag vor den Ferien.
Seit den Grundschulöffnungen am letzten Montag,
arbeitete ich beinahe wieder nach meinem alten Arbeitsplan.
Die Kinder sind in insgesamt 7 Gruppen aufgeteilt.
Drei davon, die Erst- und Zweitklässler, werden in Haus 1 betreut,
in Haus 2 haben wir zwei Dritt- und zwei Viertklässlergruppen.
Von den Spielräumen des Offenen Ganztages eignen sich nur zwei,
um dort Tische und Stühle für acht bis zehn Kinder aufzustellen.
Die beiden anderen Gruppen müssen in die Hausaufgabenräume,
das sind langweilige, alte Klassenräume,
Tischreihen, Stühle, Pult, Tafel, Ende.
Wer an seinem Platz sitzt, darf die Maske abnehmen,
ansonsten gelten Maskenpflicht und Abstandsregel.
Theoretisch.
Es ist schwer bis unmöglich, den Kindern zu vermitteln,
dass sie während des Unterrichts im Klassenverband ohne diese Einschränkungen auskommen,
und gleich nach dem Unterricht nicht mehr.
Ich kann mein ewiges "Wo ist deine Maske?" und "Denkt an den Abstand!", nicht mehr hören.
Vor allem die Großen durchschauen den Widerspruch und revoltieren, wann immer sie können.
Zurecht. Wir sind nicht mehr glaubwürdig.
Nachdem wir ihnen ein paar Stunden hinterhergebrüllt haben,
gehen sie gemeinsam nach Hause oder verabreden sich zur Wasserschlacht im heimischen Garten.
Da Flächen täglich desinfiziert werden,
wechseln die Gruppen täglich die Räume.
So kommt jeder mal in die doofen Hausaufgabenräume.
Zuletzt bin ich mit den Großen aus einem solchen Raum geflohen,
wir haben zwei Tische und ein paar Stühle nach draußen geschleppt
und waren den ganzen Tag auf dem Schulhof.
So gab es die Möglichkeit zu toben, Ball, Federball, Boccia oder sonstwas zu spielen
oder sich in den Schatten zu setzen, um zu malen und zu lesen.
Das werde ich heute auch wieder machen.
Der Schulhof ist groß genug,
wir können uns aus dem Weg gehen
und die Einteilung in Spielbereiche
wird von den Kindern verstanden und gut angenommen.
Viele Kinder haben sich abgemeldet,
wollten nicht mehr kommen.
Verständlich, aber traurig.
Die meisten meiner Viertklässler-Chaoten habe ich seit März nicht mehr gesehen
und heute Mittag sind sie weg,
in Ferien,
auf anderen Schulen.
Ich werde gleich etwas früher da sein,
vielleicht bleiben mir ein paar Minuten,
um wenigstens am Tor zu stehen und zu winken.

Das Kind hatte gestern seinen letzten (insgesamt vierten) Schultag samt Zeugnisübergabe.
Ich glaube, es hat sich zum Halbjahreszeugnis kaum etwas verändert,
nur die Vier in Latein wurde zur Drei
und umgekehrt in Mathe.
Fluch und Segen einer einzigen geschriebenen Klassenarbeit.
Wir haben aber noch nicht verglichen,
so weit ging das Interesse nicht.
Es wurde schlicht zur Kenntnis genommen und
 mit dem beigefügten Elternbrief
an die Pinnwand im Flur gehängt.
Da kann es nun sechs Wochen lang bleiben,
wird unterschrieben noch mal ausgeführt,
bis es endgültig im Ordner verschwindet und niemanden mehr interessiert.

Ansonsten sprach das Kind Anfang der Woche:
"Ich hab' im Moment so richtig Bock auf Sport!"
und nahm sich vor,
zu jedem Training zu gehen.
So war er Montag und Mittwoch beim Kampfsport
(was ihm, seit das Kindertraining aufgelöst wurde, extrem gut gefällt)
und quälte sich gestern, mit "Nacken" und müde vom Schultag, zum Rudern.
Dort darf er nämlich nun auch mit den Ü15 im Mannschaftsboot fahren
und kommt aus dem Becken des alten Eisenbahnhafens raus.
Sie kreuzen den Rhein,
fahren bis zum Wehr auf der Ruhr,
machen dort ein Päuschen und wieder zurück.
Die Trainer meinen, er mache das so gut,
dass er sich in den Ferien auch für längere Strecken,
zum Beispiel nach Wesel, anmelden darf.

Vor zwei? oder so Wochen
hatte ihn ein ehemaliger Ruderfreund zu einer Radtour zu viert eingeladen.
Geplant war eine Rundstrecke.
Über den Radweg der A42-Brücke ans rechte Rheinufer,
auf dem Rheindeich Richtung Norden,
an Thyssen vorbei bis Walsum,
mit der Fähre, zurück ans linke Rheinufer, nach Orsoy
und durch die Felder nach Hause.
Das Kind war völlig fertig.
"Ich musste total oft den Karlomat* benutzen."
"?"
"Immer, wenn die zu schnell für mich waren,
hat Karl* meinen Lenker angefasst und mich angeschoben,
sonst hätte ich total verkackt."
*Name geändert :D
Schon komisch.
Plötzlich ist er in vielen Bereichen wieder der "Kleine".
Schön, dass ihn die 15-16jährigen Kraftprotze, auf ihren 28er Rädern, trotzdem mitschleifen
und ein großes Dankeschön an den Karlomaten.
Nette Typen.

Tja.
Kind und Gatte haben heute frei,
die schlafen noch
und ich sitze hier und warte auf den Rattenmann.
Beim Aufräumen der Schmuddelecke im Garten,
bin ich nämlich auf Rattenlöcher gestoßen.
Einmal gestört,
huschten die Tiere auch am hellichten Tag durch den Garten
verschanzten sich unter der Stufe, die um den Teich herum führt,
fraßen meine Zucchini,
kletterten aufs Vogelfutterhäuschen
und (und das brachte das Fass für mich zum Überlaufen)
krochen durch die Hecken,
um Nester zu plündern.
Herr Amsel wäre beinahe kollabiert.
Mindestens drei Katzen aus der Nachbarschaft patrouillieren allabendlich durch unseren Garten,
über "Vertreibe Ratten durch ätherische Öle Essig Essenz oder sonstige, starke Gerüche",
lachen sich die Tiere nur kaputt und tanzen um den Pflaumenbaum herum ihre Namen.
Da war dann auch das nächste Einschlupfloch,
von wo aus sie sich auf grasende Ringeltauben stürzten.
Nach einer Begehung mit der Vermieterin,
hat ein Kammerjäger vor einer Woche Giftköderboxen aufgestellt,
die er heute kontrollieren wird.
Ich habe keine Ratten mehr gesehen, seit er hier zum ersten Mal aufgekreuzt ist.
Ich hoffe einfach mal, sie waren zu schlau und haben sich wieder verzogen.
Wunschdenken.
Ich möchte nämlich keine Tiere vergiften.
Hinterm Schuppen habe ich ein beschädigtes Rohr ausgebuddelt,
in das die Tiere Anfangs immer verschwanden.
Kein Mensch weiß,
ob das an die Kanalisation angeschlossen ist.
Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen,
denn es verläuft direkt unter der Grasnarbe.
Wahrscheinlich ist es eines der unzähligen Bewässerungsrohre,
die der ehemalige Hausherr in diesem Garten verbuddelt hat.
So oder so muss das repariert werden
aber ich möchte dafür nicht verantwortlich sein.
Ich fürchte, die Vermieterin auch nicht.
Ich vermute ja, dass die Tiere erst seit den Ausschachtungen fürs Nachbarhaus,
in unserem Garten sind.
Vielleicht ergeht es ihnen ja auch ähnlich wie den fliegenden Ratten,
also den vielen Stadttauben.
Die hungern seit Beginn der Coronakrise,
weil die Menschen keine Essensreste mehr,
sondern nur noch Einwegmasken in den Rinnstein werfen.
Ich weiß es nicht,
ich denke nur schriftlich.
"Der Garten ist natürlich ein Paradies für diese Tiere...",
sagte der Rattenmann letzte Woche zum Gatten.
Na toll.
Das erleichtert mir mein Gewissen leider so gar nicht.
Ich weiß, dass so eine Großstadt mehrere Gesichter hat.
Die Ratten waren und sind immer da,
doch normalerweise überschneiden sich ihre Lebensbereiche mit unseren nur heimlich
oder für Sekunden.
Wenn sie am frühen Morgen oder Abend,
vom Mülleimer an der Haltestelle in die Büsche huschen, zum Beispiel.
Da zuckt kein echter Großstädter auch nur mit der Wimper.
Dass mir die Tiere im Garten jedoch regelrecht in die Arme laufen,
ist -zugegeben- eine eher unschöne Erfahrung.

Naja.
Erstmal hören,
was der Rattenmann gleich sagt.

Wann kommt der denn, verdammt?

Ich muss mal meine Arbeitstasche packen.


Schöne Zeit!

;O)

Mari






 


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